René Benko Die Sphinx von Karstadt

Düsseldorf · Ist René Benko nun der Mann, der Karstadt rettet, oder jener, der den großen Warenhauskonzern mit seiner Unternehmenspolitik noch näher an den Abgrund führt? Seitdem der österreichische Immobilien-Investor im vergangenen Jahr das Geschäft vom Deutsch-Amerikaner Nicolas Berggruen übernommen hat, ist diese Frage häufig gestellt - und nie für wirklich jeden zufriedenstellend beantwortet worden.

 Der Investor Rene Benko erwägt offenbar, die Metro-Warenhaustochter Kaufhof zu übernehmen.

Der Investor Rene Benko erwägt offenbar, die Metro-Warenhaustochter Kaufhof zu übernehmen.

Foto: dpa, hef pt cdt

Angeblich gibt es auch schon Gedankenspiele zum Standort einer gemeinsamen Firmenzentrale - das solle Köln werden, heißt es im Umfeld der Unternehmen. Das hieße: Das Aus für die Karstadt-Firmenzentrale in Essen wäre besiegelt. Auch das Management solle im Wesentlichen aus dem vorhandenen Reservoir der Kölner bestückt werden. Zudem sei denkbar, dass der derzeitige Karstadt-Chef Stephan Fanderl in das Führungsgremium des vereinigten Unternehmens rücke. Fanderl hat in den 90er Jahren schon einmal für die Metro und deren SB-Warenhaustochter Real gearbeitet.

Die Metro hält sich bedeckt. Ja, es gebe Gespräche mit mehreren Interessenten, aber es sei noch nichts entschieden. Und es würden weiterhin die Bedingungen gelten, die Konzernchef Olaf Koch in der Vergangenheit schon mehrfach formuliert habe: Der Kaufpreis müsse stimmen, es müsse ein schlüssiges Konzept geben und eine solide Finanzierung.

Genau die haben die Metro-Oberen vor vier Jahren vermisst, als Benko erstmals wegen Galeria Kaufhof anklopfte. Jetzt sollen die HypoVereinsbank und die Citigroup als Finanziers für den Deal bereitstehen, der allein die Kaufhof-Immobilien mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet. Zudem soll Benko Standortgarantien für Kaufhof-Häuser abgegeben haben.

Das dürfte aus Sicht der Metro-Entscheider einen anderen Klang haben als das, was Benko 2011 wollte. Damals bot er nur 1,6 Milliarden Euro und verlangte angeblich noch ein 450-Millionen-Euro-Investment der Metro als Verkäuferdarlehen obendrauf. Die Metro machte die Tür zu. Benko war der Verlierer. Das dürfte ihm nicht gefallen haben, dem Mann mit dem jungenhaften Charme, der sich gern als Selfmade-Millionär bestaunen lässt und sich mit Kontakten in die Politik und die Finanzwelt schmückt - Österreichs Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Österreichs Skifahrer-Legende Harti Weirather, Diamenten-Milliardär Barry Steinmetz. Wobei das innige Verhältnis zu Steinmetz angeblich deutlich abgekühlt ist.

René Benko hat mehrere Gesichter. Das des Mannes, der sich gern mit Luxus umgibt, einer schönen Frau, schnellen Autos. Der schillernde Partys feiert und Luxus-Chalets baut, in denen man für mindestens eine Viertelmillion Euro pro Woche nächtigen kann. Dass solche Projekte wie das Chalet N im Vorarlberger Nobel-Wintersportort Oberlech ökonomisch erfolgreich sind, wird von Benkos Gegnern gern bestritten. Aber Mega-Immobilien wie die in Österreich transportieren das Bild unbegrenzten Reichtums, und das zieht neue Geldgeber an. Investor bringt Geld, Geld lockt Investor -ein angenehmer Kreislauf.

Ein anderer Benko ist der vorbestrafte. Er hat im vergangenen Jahr auch beim Obersten Gerichtshof verloren in einem Prozess, der ihm im August 2013 eine Verurteilung wegen "versuchter verbotener Intervention" eingebrockt hatte. Benko hatte über seinen Steuerberater in Italien Einfluss auf ein Verfahren nehmen wollen. Nun ist er also vorbestraft, "aber nur in Österreich, nicht in Deutschland". Und auch auf Bewährung. Aber mittlerweile droht ihm wegen der Luxus-Herberge in Vorarlberg Ärger. Von Bestechung und Vorteilsnahme ist die Rede - was Benko natürlich bestreitet. Würde man ihn ein weiteres Mal verurteilen, so heißt es, käme er wohl um eine Gefängnisstrafe nicht herum.

Und dann ist da noch das Bild, das die Gewerkschaft Verdi von ihm zeichnet. Es ist nahezu eine Kopie dessen, was die Arbeitnehmer-Vertreter über seinen Vorgänger Berggruen gesagt haben. Dass er endlich in das Warenhaus investieren solle und, wenn er das nicht tue, er die Zukunft von Karstadt gefährde. Und Benko schürt das Feuer, weil er sich nicht äußert. Dabei gilt er, auch wenn er "nur" im Beirat der Signa Holding sitzt, stets als derjenige, der im Hintergrund die Strippen zieht und entscheidet. Nur sieht ihn bei Karstadt so gut wie nie jemand.

So schilllernd also der Österreicher, der gestern seinen 38. Geburtstag feierte, auch häufig auftritt - als Karstadt-Eigentümer bleibt er für viele eine Sphinx. Wie Berggruen. Trotzdem hoffen vermutlich auch in Essen und in den Filialen viele, dass Benko mit dem Kaufhof-Deal wenigstens einem Teil von ihnen den Weg in eine sichere berufliche Zukunft ebnen kann.

(RP)
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