Chiphersteller kauft Virenspezialisten Intel übernimmt McAfee

San Francisco/New York (RPO). Der weltgrößte Chiphersteller Intel verblüfft die Technologiewelt mit der milliardenschweren Übernahme des Softwarekonzerns McAfee. Der Halbleitergigant will für den Anti-Viren-Spezialisten 7,7 Milliarden Dollar auf den Tisch legen, wie Intel am Donnerstag mitteilte.

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Es ist die größte Übernahme der Firmengeschichte von Intel. Der Konzern bietet für McAfee 48 Dollar pro Aktie in bar. Das entspricht einem Aufschlag von 60 Prozent auf den Schlusskurs vom Mittwoch. Die beiden Firmenspitzen sind sich einig.

Mit dem Erwerb von McAfee will der Konzern seine Sicherheits-Sparte ausbauen und von dem steigenden Bedarf nach einem besseren Schutz für Laptops, Smartphones und die neuen Tablet-Computer profitieren. "Wenn wir unser Geschäft betrachten, sehen wir, dass für die Kunden Sicherheit das wichtigste Kaufkriterium ist", sagte Intels Softwarespartenchefin Renee James. "Jedes Mal wenn wir einen Prozessor verkaufen, gibt es die Chance, die Sicherheitssoftware mit zu verkaufen", ergänzt Intel-Chef Paul Otellini. Rund 80 Prozent der Prozessoren für PCs weltweit stammen von Intel.

Intel und McAfee haben in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits bei verschiedenen Projekten zusammengearbeitet. Im Rahmen der Partnerschaft "hat Intel entschieden, dass ein Zusammenschluss verbesserte Sicherheitslösungen für die Kunden bringt", hieß es. Der Chipkonzern hatte in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten, Software zu finden, die die Funktionen seiner Prozessoren voll ausschöpft.

Die Expertise von McAfee werde in die Entwicklung künftiger Chipgenerationen einfließen, sagte ein Firmensprecher. McAfee soll dennoch als eigenständige Tochter mit all ihren Produkten weitergeführt werden.

Experten zeigten sich vom Umfang der Investition überrascht. "Die Leute hatten wohl etwas kleinere Akquisitionen von Intel erwartet. Selbst für Intels Verhältnisse ist das ein ziemlich großer Brocken", sagte Analyst Vijay Rakesh von Sterne Agee. "Es wird interessant, wie sich das entwickelt."

Das 1987 gegründete US-Unternehmen McAfee ist nach Symantec weltweit der zweitgrößte Hersteller von Sicherheits-Software. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der im kalifornischen Santa Clara ansässige Konzern einen Umsatz von zwei Milliarden Dollar. Für das weitere Geschäft zeigte sich Firmenchef Dave DeWalt zuversichtlich. Die Nachfrage nach Computern bleibe stark und insgesamt verbessere sich das Konsumklima.

Börsianer feiern Startschuss für neue Übernahme-Bonanza

Der US-Chipgigant Intel hatte zuletzt mit einem Rekordgewinn und einem zuversichtlichen Ausblick für Euphorie in der globalen Technologiebranche gesorgt. Grund war, dass viele Firmen ihre in der Wirtschaftskrise aufgeschobene Anschaffung neuer PCs nun doch in die Tat umsetzten.

Bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen vor gut einem Monat stockte Intel seine Investitionen auf, da der vor Geld strotzende Konzern weiter sprudelnde Gewinne erwartet. Intel geht davon aus, dass die Übernahme sein Nettoergebnis im ersten Jahr nur leicht beeinträchtigen wird. Für eine mögliche Übernahme der Infineon-Mobilfunkchipsparte, deren Preis auf rund eine Milliarde Euro veranschlagt wird, haben die Amerikaner noch locker genug Geld in der Tasche.

Die McAfee-Aktie legte um 59 Prozent zu, die des Konkurrenten Symantec gut fünf Prozent. Die Intel-Papiere gaben dagegen gut drei Prozent nach. Börsenexperten werteten die Transaktion als gutes Zeichen dafür, dass nach der Krise auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen wieder anläuft.

"Das passt zu dem Trend, der sich derzeit abzeichnet und den wir als frühes Signal für eine positive Entwicklung der Kreditmärkte und insgesamt der Börsenmärkte betrachten", sagte Oliver Pursche von GMG Defensive Beta Fund. "Nach den Wahlen im November könnten wir schöne Gewinne für die Investoren erleben."

(apd)
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