Vorhersagen überwiegend zuversichtlich Institute und EZB sehen anhaltenden Wirtschaftsaufschwung

Berlin (rpo). Verschiedene Konjunkturexperten sehen die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und Europa trotz des hohen Ölpreises im Aufwärtstrend. Mehrere Institute hoben am Donnerstag ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr an. Allerdings sei schon 2005 wieder mit nachlassenden Konjunkturimpulsen zu rechnen.

Die Europäische Zentralbank bekräftigte in ihrem aktuellen Monatsbericht ihre Anfang September heraufgesetzten Wachstumserwartungen. Auch in den kommenden Quartalen werde sich die wirtschaftliche Belebung in der Eurozone "mit unveränderter Dynamik" fortsetzen, teilte die EZB in Frankfurt am Main mit. Die Konjunktur profitiere dabei von den im historischen Vergleich "sehr niedrigen" nominalen und realen Zinsen. Derzeit hält die EZB für 2004 ein Wirtschaftswachstum von 1,6 bis 2,2 Prozent für realistisch.

Die Konjunkturrisiken bezeichnete die Notenbank als "weitgehend ausgewogen". Sollten die Ölpreise allerdings auf dem derzeit hohen Niveau verharren, "könnte dies sowohl die Auslands- wie auch die Inlandsnachfrage dämpfen".

Nach Ansicht des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) sind die Belastungen durch den Ölpreisanstieg bereits auszumachen. So sei im Euroraum für 2005 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von nur noch 1,9 Prozent statt der bislang von dem Institut erwarteten 2,0 Prozent zu rechnen. Die Prognose für das laufende Jahr erhöhte das IfW hingegen leicht von 1,8 auf 1,9 Prozent.

Dämpfer: Wirtschaftswachstum wird sich 2005 wieder verringern

Die deutsche Wirtschaft wird sich nach Einschätzung der Experten wegen der voraussichtlich weiterhin schwachen Binnennachfrage an den konjunkturellen Trend der Eurozone ankoppeln. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hob seine Wachstumsprognose für das BIP im laufenden Jahr zwar von 1,8 auf 2,0 Prozent an. Wegen der Abschwächung der Weltkonjunktur im kommenden Jahr werde sich das deutsche Wirtschaftswachstum 2005 aber voraussichtlich auf 1,8 Prozent verlangsamen.

Die jüngsten Daten zum deutschen Außenhandel deuten bereits darauf hin, dass der Wachstumsbeitrag aus dem Ausland tendenziell sinkt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legte das Exportvolumen im Juli zwar um 7,9 Prozent auf 62,5 Milliarden Euro zu. Wegen des Importanstiegs um rund 12,5 Prozent sei der Außenhandelsüberschuss jedoch um knapp eine Milliarde auf 13,5 Milliarden Euro gesunken.

Kurzfristig ist der Wachstumstrend in Deutschland allerdings noch intakt, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mitteilte. Nach ersten Berechnungen für den Zeitraum von Juli bis September ergebe sich ein Wachstum von saisonbereinigt 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal und von 1,8 Prozent im Vorjahresvergleich.

(afp)
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