Fotos Insolvenz muss nicht das Aus bedeuten.
Insolvenz muss nicht das Aus bedeuten
Die Insolvenz bedeutet nicht in jedem Fall das endgültige Aus für ein Unternehmen. Eine Anzahl von Betrieben wurden erfolgreich restrukturiert, sei es in Eigenregie oder mit der Übernahme durch einen Investor. Sie konnten mit zumindest einem Teil der bisherigen Beschäftigten weiterarbeiten.
Wir zeigen einige Beispiele.
Wienerwald
Nach mehreren Insolvenzen lebt der Name der einst legendären Schnellrestaurantkette mit der Spezialität Brathähnchen immer noch. 2007 kauften die Töchter des verstorbenen Gründers Friedrich Jahn die Markenrechte für Deutschland zurück. Inzwischen gibt es unter Leitung von Jahn-Enkel Daniel Peitzner wieder über 40 Restaurants sowie einen Lieferservice.
Grundig
Der traditionsreiche Radio- und Fernsehgerätehersteller aus Fürth, später mit Hauptsitz in Nürnberg, ging im April 2003 pleite. Ende Januar 2004 wurde Grundig vom türkischen TV-Konzern Beko und die englische Hauselektronik-Gruppe Alba übernommen. Entwicklung und Fertigung wurden weitestgehend in die Türkei verlagert. In Deutschland blieben etwa 200 Arbeitsplätze im Vertrieb, von zuletzt 2.800 Jobs vor dem Konkurs.
Sinn Leffers
Die ehemalige KarstadtQuelle-Tochter beantragte im August 2008 die Eröffnung eines sogenannten Insolvenzplanverfahrens in Eigenverantwortung. Die Modekette schloss 22 Standorte und entließ 1.300 Mitarbeiter, konnte aber rund 2.500 Arbeitsplätze an 25 Standorten erhalten. Im März stimmten die Gläubiger dem Insolvenzplan zu.
TMD Friction
Der Bremsbelägehersteller aus Leverkusen war einer der ersten größeren Zulieferer, der in der Autokrise in Schwierigkeiten kam. Er meldete im Dezember 2008 Insolvenz an. Fast 300 Mitarbeiter wurden entlassen. Im April übernahm der in London ansässige Finanzinvestor Pamplona Capital Management die Unternehmensgruppe. Dadurch sollen bundesweit alle Standorte und 1.740 Arbeitsplätze gesichert sein.
Pfaff Nähmaschinen
Der Nähmaschinenproduzent, der seit 1999 von dem gleichnamigen Hersteller von Haushaltsnähmaschinen vollständig getrennt ist, meldete 2008 zum zweiten Mal Insolvenz an. Ein erster Rettungsversuch scheiterte im September, die 400 Mitarbeiter in Kaiserslautern wechselten in eine Transfergesellschaft. Ende März wurde die Pfaff Industrie Maschinen AG von dem rheinland-pfälzischen Maschinenbauunternehmen Richter übernommen und die Schaffung von 300 Arbeitsplätzen angekündigt. Die Haushaltsnähemaschinensparte wurde schon bei der ersten Insolvenz abgespaltet. Sie gehört heute dem US-Konzern SVP Worldwide.
Junghans
Der schwarzwälder Uhrenhersteller Junghans beantragte im August 2008 das Insolvenzverfahren. Im Januar 2009 wurde die Traditionsmarke an eine Unternehmerfamilie verkauft. Der Geschäftsbetrieb der Uhrenfabrik sollte mit zunächst 85 der rund 110 Beschäftigten fortgesetzt werden.
Herlitz
Der Hersteller von Schreib- und Papierwaren meldete im April 2002 Insolvenz an. In einer Rekordzeit von zweieinhalb Monaten wurde das Verfahren durchgezogen. Die Gläubiger verzichteten weitgehend auf ihre Forderungen, rund 3.000 Arbeitsplätze waren gerettet. Der Berliner Senat hatte die Fortführung der laufenden Geschäfte mit einem Kredit von 15 Millionen Euro gesichert. Im August 2005 kaufte sich der US-Finanzinvestor Advent mit 65 Prozent in das wieder gesunde Unternehmen ein.