Arcandor-Tochtergesellschaften Insolvenz für 15 weitere Firmen

Essen (RPO). Die Arcandor-Insolvenz weitet sich aus. Knapp einer Woche nach den Obergesellschaften Karstadt, Primondo und Quelle beantragte der Handels- und Touristikkonzern am Mittwoch beim Amtsgericht Essen Gläubigerschutz für weitere 15 Gesellschaften. Diese erbringen Leistungen nahezu ausschließlich für die bereits insolventen Kernunternehmen.

Arcandor-Insolvenz: Die wichtigsten Fragen
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Foto: AP

Von den neuen Insolvenzanträgen betroffen sind laut Arcandor 6700 Beschäftigte. Damit steigt die Zahl der in Deutschland von den Insolvenzanmeldungen betroffenen Arcandor-Mitarbeiter auf rund 50.000.

Der Geschäftsbetrieb in den Tochtergesellschaften, darunter Einkaufs-, Logistik- und Kundendienstfirmen sowie die Foto Quelle GmbH, soll vorläufig in vollem Umfang weitergehen. Weiterhin nicht betroffen sind das Touristik-Unternehmen Thomas Cook, an dem Arcandor 52 Prozent hält, die Spezialversender der Versand-Tochter Primondo sowie der Homeshopping-Sender HSE24.

Die neuen Anträge seien nach Feststellung des Status der Gesellschaften einerseits wirtschaftlich geboten, andererseits strategisch sinnvoll, erklärte Arcandor.

Sal. Oppenheim verkauft 3,7 Prozent ihrer Arcandor-Aktien

Derweil hat die Privatbank Sal. Oppenheim den von ihr selbst gehaltenen Anteil von 3,7 Prozent an Arcandor verkauft. Die mit Spannung erwartete und für Donnerstag geplante Veröffentlichung des Konzern-Halbjahresberichts wurde überraschend gestrichen. Dafür wird der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Donnerstagmittag (13.00) auf einer Pressekonferenz in Essen erste Erkenntnissen im Insolvenzverfahren bekanntgeben.

Ein Sprecher von Sal. Oppenheim sagte, der Verkauf der Arcandor-Aktien sei über den Markt erfolgt. Eine Entscheidung über die in die Industrieholding der Gesellschafter von Sal. Oppenheim ausgegliederten Beteiligung von 24,9 Prozent an Arcandor sei noch nicht gefallen. Hier werde Sal. Oppenheim die gesetzliche Frist bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens abwarten. Die im MDAX notierte Arcandor-Aktie gab am Mittwoch weiter nach.

Zuvor hatten mehrere Zeitungen berichtet, Sal. Oppenheim prüfe das Engagement bei Arcandor. Den im vergangenen Herbst eingefädelten Einstieg bei Arcandor betrachte die Bank mittlerweile als Fehler, hieß es im "Handelsblatt". Größter Aktionär ist jetzt die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, der 26 Prozent der Anteile gehören. Ihr Ehemann Leo Herl, der Schickedanz im Arcandor-Aufsichtsrat vertritt, versicherte am Wochenende, das Aktienpaket werde nicht verkauft.

Von Arcandor hieß es weiter, ausschlaggebend für die Nichtveröffentlichung des Konzern-Halbjahresberichts (per 31. März) sei der am 9. Juni eingereichte Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit. Arcandor hatte die Vorlage der Zahlen bereits zweimal verschoben.

Der Konzern und der Insolvenzverwalter haben sich bislang dazu bekannt, die begonnene Sanierung fortzusetzen und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Arcandor hatte den Insolvenzantrag gestellt, nachdem Anträge auf Staatshilfe abgelehnt wurden und fällige Darlehen nicht bedient werden konnten.

(AFP)
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