Bilanz vorgestellt Innogy-Manager Günther zeigt sich erstmals nach Säureanschlag in der Öffentlichkeit

Essen · Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther kehrt ein Jahr nach dem Säure-Attentat in die Öffentlichkeit zurück und stellte die Bilanz 2018 vor: Innogy macht Verluste. Eon-Chef Teyssen will beim Jobabbau alle Mitarbeiter gleich behandeln.

 Bernhard Günther, Finanzvorstand des Ökostrom-Konzerns Innogy, stellt die Bilanz des Unternehmens vor.

Bernhard Günther, Finanzvorstand des Ökostrom-Konzerns Innogy, stellt die Bilanz des Unternehmens vor.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Held des Tages war Bernhard Günther: Der Innogy-Finanzvorstand trat erstmals nach dem Säure-Attentat, das ihn vor einem Jahr schwer verletzt hatte, wieder in der Öffentlichkeit auf. Er trug zum Schutz der Augen eine dunkle Sonnenbrille und zum Schutz der Stirn eine schwarze Binde.

Konzentriert wie stets erläuterte er die Bilanz des Essener Energiekonzerns. „Ich freue mich sehr, heute hier zu sein, das war vor einem Jahr alles andere als klar“, sagte er. Beim Joggen im heimatlichen Haan war Günther vor einem Jahr von Unbekannten angegriffen und mit Säure überschüttet worden. Bis heute ist das Attentat nicht aufgeklärt, die Ermittlungen wurden eingestellt.

In den Beruf ist er jedoch voll zurückgekehrt. Günther leitet auf Innogy-Seite das Integrationsteam, das mit Eon die Details der Übernahme verhandelt. Im Frühjahr 2018 hatten Eon und RWE vereinbart, dass sie die RWE-Tochter Innogy unter sich aufteilen. Eon bekommt das Netz- und Vertriebsgeschäft, RWE den Ökostrom und eine 17-Prozent-Beteiligung an Eon. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. Die Folgen für den neuen Konzern:

  • Mitarbeiter: „Wir wollen ab 2022 Synergien zwischen 600 und 800 Millionen Euro realisieren. Und wir bestätigen, dass wir bis zu 5000 Stellen abbauen“, sagte Teyssen. Wie sich der Abbau auf die Standorte verteilt, werde aber weiterhin verhandelt. Es wird erwartet, dass es Essen am stärksten trifft. Innogy-Chef Uwe Tigges mahnte: „Die Übernahme-Ankündigung 2018 war ein Schock für die Mitarbeiter. Aber wir haben uns auf einen fairen Prozess geeinigt.“ Der Eon-Chef betonte: „Wir werden an der Tradition festhalten, wesentliche Veränderungen im Einvernehmen mit der Mitbestimmung und sozialverträglich zu gestalten.“ Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen, sollen aber vermieden werden. Will Eon seine Mitarbeiter bei Besetzungen im neuen Konzern bevorzugen? Das sei nicht geplant, so Teyssen. „Willst du in das Himmelreich, behandle alle Kunden gleich“, zitiert er seine Mutter.
  • Kartellamt: Derzeit prüft die EU-Kommission den Deal und zwar im Rahmen einer vertieften Untersuchung, um zu vermeiden, dass der neue Riese irgendwo in Europa die Preise diktieren kann. Teyssen: „Wir sind zuversichtlich, dass wir die erforderlichen Genehmigungen in der zweiten Jahreshälfte erhalten.“ Der Wettbewerb sei nicht gefährdet, im deutschen Markt liege der Maktanteil nach der Übernahme bei 20 Prozent. Die Kritik der Wettbewerber sei nicht nachvollziehbar.
  • Aktionäre: RWE gibt seinen Innogy-Anteil an Eon ab, weitere Aktionäre haben Eon ihre Anteile angedient. Damit ist Eon nun bei gut 86 Prozent. Was Eon mit den verbleibenden Innogy-Aktionären macht, ist noch offen: Ein Herausdrängen (Squeeze Out) sei ebenso denkbar wie ein Beherrschungsvertrag, so Eon. Damit die Eon-Aktionäre nicht unruhig werden, stellt Eon ihnen ungewöhnlich früh steigende Dividenden in Aussicht. Für 2018 soll es 43 Cent je Aktie geben, wenn die Hauptversammlung zustimmt. Für 2019 verspricht Eon schon jetzt 46 Cent. So sollen die Aktionäre bei Laune gehalten werden.
  • Problem Großbritannien: Etwas verdorben wird der Deal durch Probleme, die Innogy in Großbritannien hat. Hier will Innogy weitere 900 Stellen abbauen, in den vergangenen Jahren hat man bereits 4000 Stellen gestrichen. Nach dem gescheiterten Verkauf der um Milliarden abgeschriebenen Problemtochter NPower muss Innogy sie nun wieder voll bilanzieren. Auch das hat den Konzern in rote Zahlen getrieben: 2018 fuhr Innogy unterm Strich einen Verlust von 653 Millionen Euro ein. Auch im operativen Geschäft es lief es schlechter, im Ökostrom- und Vertriebsgeschäft ging der Gewinn zurück. Anders bei Eon: Der Konzern machte 2018 einen Gewinn (bereinigtes EBIT) von 3,0 Milliarden Euro, das war nur etwas weniger als im Vorjahr (3,1 Milliarden).

Am Donnerstag legt Innogy-Mutter RWE ihre Bilanz 2018 vor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort