Anleger nicht überzeugt Infineon will US-Konkurrenten für neun Milliarden Euro übernehmen

Neubiberg · Mit einem Zukauf in den USA will Infineon zur Nummer eins bei Chips für den Automobilmarkt aufsteigen. Dafür greifen die Münchner tief ins Portemonnaie. Doch die Anleger wirken nicht überzeugt.

Eine Frau geht in der Zentrale des Halbleiterherstellers Infineon in Neubiberg bei München an einem Logo von Infineon und dem Schriftzug "Part of your life.

Eine Frau geht in der Zentrale des Halbleiterherstellers Infineon in Neubiberg bei München an einem Logo von Infineon und dem Schriftzug "Part of your life.

Foto: dpa/Matthias Balk

Der Chiphersteller Infineon wagt den bisher größten Übernahmeversuch seiner Geschichte. Der Dax-Konzern will für neun Milliarden Euro den US-Konkurrenten Cypress Semiconductor übernehmen. Dazu bietet Infineon den Cypress-Aktionären 23,85 Dollar je Anteil, wie das deutsche Unternehmen am Montag in Neubiberg mitteilte. Das sei ein Aufschlag von 34 Prozent zum Schlusskurs vom Freitag und von 46 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen 30 Handelstage. Infineon hat sich bereits die Unterstützung der Cypress-Führungsspitze gesichert und will die Übernahme spätestens Anfang 2020 abschließen.

„Die geplante Übernahme von Cypress ist ein großer und richtungsweisender Schritt bei der strategischen Weiterentwicklung von Infineon“, sagte Unternehmenschef Reinhard Ploss. Mit dem Zukauf würde der Konzern aus Bayern nach eigenen Angaben zur Nummer acht unter den Chip-Herstellern weltweit aufsteigen. Zugleich sieht sich Infineon damit als künftige Nummer eins bei Chips für den Automobilmarkt. Die Technologieportfolios beider Gesellschaften ergänzten sich und eröffneten großes Potenzial in den wachstumsstarken Zielmärkten Automotive, Industrie und Internet der Dinge (IoT), argumentiert das Management.

Ploss erwartet, dass die positiven Umsatzeffekte durch die Übernahme langfristig bei mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr liegen. Zudem sieht er ein Sparpotenzial von jährlich 180 Millionen Euro.

Die Kaufsumme will Infineon bis zu 30 Prozent oder rund 2,7 Milliarden Euro durch neues Eigenkapital finanzieren. Eigenkapital kann ein Unternehmen entweder über die Ausgabe neuer Aktien oder auch über Pflichtwandelanleihen aufnehmen. Die restliche Summe des Übernahmepreises will das Unternehmen über neue Kredite und vorhandene Barmittel finanzieren.

Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten zunächst nicht gut an. Im vorbörslichen Handel verlor die Infineon-Aktie am Morgen zeitweise fast fünf Prozent an Wert.

Die Aktionäre müssen das Angebot erst noch annehmen. Vor allem müssen auch die zuständigen Aufsichtsbehörden der Übernahme zustimmen. Mit letzteren hatte Infineon zuletzt schlechte Erfahrung. Die 2016 angekündigte Übernahme der Cree-Tochter Wolfspeed für 850 Millionen Dollar kam wegen des Widerstands der US-Regierung nicht zustande.

Besser lief es ein paar Jahre zuvor. Anfang 2015 schloss Infineon den rund drei Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Unternehmens International Rectifier ab. Es war die die bisher größte Übernahme des 1999 von Siemens ausgegliederten und ein Jahr später an die Börse gebrachten Unternehmens.

Cypress Semiconductor ist in den vergangenen Jahren unter anderem dank einer Übernahme stark gewachsen. 2018 setzte der Konzern rund 2,5 Milliarden US-Dollar (2,2 Mrd Euro) um und verdiente dabei 355 Millionen Dollar.

Infineon kam im Geschäftsjahr 2017/18 auf einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro - der Gewinn lag bei 1,1 Milliarden Euro. Infineon hatte zuletzt vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft gesetzt und steckt deshalb auch viel Geld in den Ausbau eines Werks in Österreich.

(zim/dpa)
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