Ex-Manager wegen Untreue angeklagt In Siemens-Schmiergeldaffäre beginnt erster Prozess
München (RPO). In der milliardenschweren Siemens-Schmiergeldaffäre hat der vor dem Münchner Landgericht der erste Prozess begonnen. Angeklagt ist ein 58-jähriger früherer Manager der Siemens-Festnetzsparte ICN, der als Schlüsselfigur im größten deutschen Schmiergeldskandal gilt. Die Staatsanwaltschaft wirft Reinhard S. Untreue in 58 Fällen vor.

Siemens: Vom Telegrafen bis zur tiefen Krise
Die Staatsanwaltschaft wirft Reinhard S. vor, durch ein ausgeklügeltes System aus Briefkastenfirmen und Scheinberaterverträgen über Jahre hinweg mehr als 50 Millionen Euro in schwarze Kassen geleitet haben. Daraus sollen Zahlungen an Entscheidungsträger geflossen sein, um Aufträge für Siemens zu erlangen.
Für den Prozess sind bis Ende Juli zunächst 15 Verhandlungstage angesetzt. Es sollen auch prominente Zeugen wie Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer und der amtierende Finanzvorstand Joe Kaeser aussagen. In der Siemens-Schmiergeldaffäre sind fast 300 Beschuldigte im Visier der Münchner Staatsanwaltschaft, darunter auch vier ehemalige Vorstände.
Siemens selbst hat die Summe konzernweiter dubioser Zahlungen bisher auf 1,3 Milliarden Euro beziffert. Der durch Bußgelder Beraterhonorare und weitere Kosten entstandene Schaden liegt dem Konzern zufolge bisher bei 1,8 Milliarden Euro.