Regionales Konjunkturbarometer Betriebe im Rheinland in Sorge wegen Energiepreisen

Düsseldorf · Das regionale Konjunkturbarometer der IHK zeigt: Mehr Firmen sind pessimistisch für 2022. Aber es gibt Unterschiede bei Handel, Industrie und Dienstleistern.

 Rund 61 Prozent der Betriebe aus dem Gastgewerbe bewerten ihre aktuelle Lage laut IHK-Umfrage als schlecht.

Rund 61 Prozent der Betriebe aus dem Gastgewerbe bewerten ihre aktuelle Lage laut IHK-Umfrage als schlecht.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die wirtschaftliche Lage im Rheinland hat sich zum Jahresbeginn 2022 nicht weiter verbessert. Das geht aus der Konjunkturumfrage der sieben Industrie- und Handelskammern (IHK) in der Region hervor. Einen Dämpfer gab es vor allem bei den Erwartungen der Unternehmen für 2022.

„Gründe dafür sind die geopolitischen Rahmenbedingungen, die erheblich schwieriger geworden sind. Außerdem ist die Versorgung mit Rohstoffen und Energie unsicherer geworden, und es gab weitere Preissteigerungen. Nicht zuletzt haben die Corona-Beschränkungen seit Herbst des vergangenen Jahres das Wirtschaftsleben deutlich behindert“, sagte Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Die sich aktuell abzeichnende Corona-Öffnungsperspektive konnte bei den Ergebnissen noch nicht abgesehen werden. Die Umfrage fand im Januar mit rund 3100 Betrieben statt.

Vor allem die weitere Entwicklung bei den Energie- und Rohstoffpreisen bereitet der Wirtschaft aktuell große Sorgen. 67 Prozent aller Betriebe sehen dadurch der Umfrage zufolge ein großes Konjunkturrisiko; bei den Industriebetrieben sind es sogar 90 Prozent. Beides sind bisherige Höchstwerte. Unverändert sorgt sich rund die Hälfte aller Betriebe um die Verfügbarkeit von Fachkräften; auch die Bedenken wegen steigender Arbeitskosten nehmen (vor allem im Gastgewerbe) zu.

All diese Gründe führten laut den Kammern im Rheinland dazu, dass die aktuellen Bewertungen der Unternehmen hinter ihren Erwartungen bei der Umfrage im Herbst 2021 zurückbleiben. „Probleme verursacht dabei weniger die Nachfrageseite. Im Gegenteil: Produkte und Dienstleistungen aus dem Rheinland fragen die Kunden aus dem In- und Ausland weiterhin rege nach“, so Berghausen.

Diese Nachfrage trage maßgeblich dazu bei, dass die wirtschaftliche Gesamtlage insgesamt nur leicht gedrückter sei als im Herbst. Immer noch beurteilen den Ergebnissen zufolge 38 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut (zuvor waren es 40 Prozent). Umgekehrt stieg der Anteil der schlechten Urteile von 15 auf 18 Prozent. Ihre Erwartungen für 2022 hat die Wirtschaft im Rheinland allerdings deutlicher zurückgenommen: Ein Viertel der befragten Betriebe rechnet mit einer besseren Entwicklung (31 Prozent im vergangenen Jahr), und 18 (14) Prozent erwarten eine Verschlechterung. Während in der Industrie (und besonders stark in der Chemiebranche) Betriebe stärker investieren wollen, ist laut den IHK-Ergebnissen in der Ernährungsindustrie, im Einzelhandel und im Gastgewerbe überwiegend von Kürzungen des Investitionsbudgets die Rede.

Generell zeigt die Umfrage große Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen auf – von der Industrie über den Handel bis zu den Dienstleistern. Überdurchschnittlich positive Stimmung herrscht demnach in den meisten Industriebranchen, auch wenn sie ihre Lage teils weniger gut einschätzen als vor einem halben Jahr. Vor allem das Baugewerbe sticht hier hervor: Es meldet weiter die beste Lage (rund 49 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage gut ein) und zeigt sich weitgehend unbeeindruckt von Preissteigerungen, dem Fehlen von Vorprodukten und Personalmangel.

Im Handel ergibt sich dagegen ein geteiltes Bild. Während der produktionsnahe Großhandel von der anhaltenden Nachfrage aus der Industrie profitiert, leidet die konsumnahe Sparte unter den flauen Geschäften der Einzelhändler. Auch bei den Dienstleistungsbranchen gibt es starke Unterschiede. Während sich die IT- und die Beratungsbranche sehr zufrieden äußern, wurden die Gastronomen und Hoteliers seit Herbst durch die verschärften Corona-Auflagen erneut ausgebremst. Rund 61 Prozent der Betriebe aus dem Gastgewerbe bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht.

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