Nordrhein-Westfalen IG-Metall nennt Siemens-Chef "völlig weltfremd"

Düsseldorf · Die IG Metall in NRW hat starke Kritik am geplanten Stellenabbau bei Siemens geübt. "Es ist seit Längerem bekannt, dass es im Großturbinengeschäft Schwierigkeiten gibt. Dann hat ein Management die Aufgabe, Alternativstrategien zu erarbeiten - und das heißt nicht, reflexhaft den Rasenmäher anzuwerfen und Stellen abzurasieren", sagte der Bezirksvorsitzende Knut Giesler unserer Redaktion.

 Siemens plant die Entlassung Tausender Beschäftigter.

Siemens plant die Entlassung Tausender Beschäftigter.

Foto: AP, AP

Personalabbau sei für die IG Metall kein Alternativkonzept, sondern rein margengetrieben. Die Gewerkschaft werde sich die Pläne genau anschauen, prüfen und eigene Alternativen aufzeigen. Giesler: "Werner von Siemens hat einmal gesagt: ,Für einen augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.' Joe Kaeser sollte sich diesen klugen Satz sehr zu Herzen nehmen." Giesler will Druck auf das Management ausüben: "Wir haben auch noch andere Mittel, um unseren Gegenvorschlägen Resonanz zu verschaffen - gerade in Mülheim sind wir sehr gut aufgestellt. Wenn Kaeser sich sperrt, werden wir den Druck aber nicht nur in Mülheim aufbauen, sondern an vielen weiteren Standorten."

 Knut Giesler kritisiert die Siemens-Pläne.

Knut Giesler kritisiert die Siemens-Pläne.

Foto: Andreas Endermann

Scharfe Kritik übte Giesler auch am Angebot des Siemens-Vorstands, Mitarbeiter könnten auch an neuen Standorten im Ausland wieder eine Beschäftigung finden: "Wir haben in Mülheim eine hervorragend qualifizierte Belegschaft. Sich hinzustellen wie Herr Kaeser und denen zu sagen: ,Ihr könnt ja mitgehen, wenn wir Eure Arbeitsplätze ins Ausland verlagern', ist unanständig. Da agiert der Siemens-Chef völlig weltfremd und abgehoben."

Im Mülheimer Siemens-Werk sollen nach Angaben des Betriebsrats insgesamt rund 950 Stellen gestrichen werden. Das teilte der Betriebsrat am Freitag nach einer Belegschaftsversammlung mit. Ein Siemens-Sprecher wollte die Zahl auf Anfrage nicht kommentieren und verwies auf die noch ausstehenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern. In dem Mülheimer Werk sind insgesamt 4800 Mitarbeiter beschäftigt.

Siemens hatte am Donnerstag bekanntgegeben, dass über den Abbau von insgesamt 9000 Arbeitsplätzen durch den Konzernumbau und wegen der Probleme im Energiegeschäft hinaus noch einmal 4500 Jobs wegfallen sollen, davon 2200 in Deutschland. Wie sich die Einschnitte auf die einzelnen Standorte verteilen, hatte Siemens-Chef Joe Kaeser vorerst offen gelassen. Mülheim dürfte aber nach Einschätzung aus Arbeitnehmerkreisen mit am stärksten von den Streichplänen betroffen sein.

(RP)
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