Wachstum nur noch bei 1,8 Prozent Ifo und IfW senken Konjunkturprognosen

München (RPO). Die beiden Wirtschaftsforschungsinstitute Ifo und IfW haben ihre Prognosen für das nächste Jahr überraschend deutlich gesenkt. Sie rechnen jetzt nur noch mit einem Plus von 1,8 Prozent, im Sommer waren sie noch von bis zu 2,5 Prozent ausgegangen.

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Foto: ddp

Das Münchener Ifo-Institut und das Kieler Weltwirtschaftsinstitut (IfW) senkten am Donnerstag ihre Wachstumsprognosen für 2008 überraschend deutlich. Die Münchener Wirtschaftsforscher rechnen jetzt mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent. Im Sommer hatte das Ifo-Institut noch 2,5 Prozent Wachstum prognostiziert. Das IfW nahm seine Prognose für 2008 auf 1,9 Prozent zurück. Im September war noch ein Anstieg von 2,4 Prozent erwartet worden.

Aus Sicht des Münchener Instituts ist die deutsche Konjunktur zum Jahresende 2007 "weiter aufwärtsgerichtet, wenn auch mit nachlassender Kraft". Im Jahresdurchschnitt 2007 habe das BIP um 2,5 Prozent expandiert, nach 2,9 Prozent im Vorjahr. Zuletzt hatte das Ifo-Institut 2,6 Prozent prognostiziert. Das IfW erwartet für das laufende Jahr nach plus 2,7 Prozent im September ein BIP-Plus von 2,6 Prozent. Für 2009 geht das Ifo-Institut von 1,5 Prozent Wachstum aus. Das IfW prognostiziert für das übernächste Jahr 1,6 Prozent.

Laut Ifo dürfte sich das Expansionstempo der gesamtwirtschaftlichen Produktion im kommenden Jahr zunächst noch weiter abschwächen, weil die Investitionstätigkeit aufgrund des Vorziehens von Projekten auf das Jahr 2007 zunächst gedrückt wird, wie es weiter hieß. Die bislang wichtigste Stütze der Binnennachfrage werde dadurch erheblich geschwächt. Die wachsende Beschäftigung und der damit einhergehende Zuwachs an Kaufkraft bei den privaten Haushalten würden den Konsum aber stimulieren.

Das IfW begründet das moderatere Wachstum auch damit, dass die Wirtschaftspolitik in Deutschland ihren Kurs geändert habe. "Mehr und mehr werden Maßnahmen diskutiert und beschlossen, welche die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt wieder verschlechtern und damit das Fundament des Aufschwungs schwächen", kritisiert das Institut. Auch von der Ausgaben- und Steuerpolitik sei Gegenwind für das Wachstum zu befürchten.

"Die vorgelegte Prognose ist mit sehr hohen Risiken behaftet", schränkten die Ökonomen des Ifo ein. Sie erwarten eine Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) um 25 Basispunkte in der zweiten Jahreshälfte 2008 und basierten ihre Prognosen auf einem Ölpreis von rund 90 Dollar im Prognosezeitraum sowie einem Euro-Wechselkurs von 1,45 Dollar im Durchschnitt der Jahre 2008 und 2009.

Erst am Dienstag hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das deutsche Wachstum im kommenden Jahr auf 1,9 Prozent gesenkt, diejenige für 2007 allerdings auf 2,5 Prozent heraufgesetzt. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten Mitte Oktober in ihrem Herbstgutachten unter Federführung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) noch eine Zunahme des deutschen BIP um 2,2 Prozent im kommenden Jahr und 2,6 Prozent in diesem Jahr vorhergesagt.

(afp)
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