Index den vierten Monat in Folge gefallen Ifo-Geschäftsklima trübt sich ein

München (RPO). Die Eurokrise schlägt immer stärker auf die deutsche Wirtschaft durch. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im Oktober zum vierten Mal in Folge und erreichte den tiefsten Stand seit anderthalb Jahren.

Index den vierten Monat in Folge gefallen: Ifo-Geschäftsklima trübt sich ein
Foto: ddp, ddp

Die Unternehmen bewerten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die weiteren Aussichten schlechter. Trotzdem wollen sie weiterhin mehr Mitarbeiter einstellen. Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger sagte am Freitag: "Wir stehen vor einer Schwächephase - aber nicht vor einem Absturz."

Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank um 1,0 auf 106,4 Punkte. Die Geschäftslage sei nicht mehr so hervorragend wie im Sommer und die Auslastung der Geräte und Maschinen merklich geringer, sagte Abberger: "Man merkt die Abkühlung. Man versucht, Aufträge zu strecken."

Im Maschinenbau läuft es noch gut, aber bei den Vorprodukten wie Chemie und Metallerzeugung geht der Trend seit Monaten nach unten. "Das zeigt, dass der Aufschwung zu Ende geht und in eine Abwärtstendenz einmündet", erklärte der Konjunkturforscher.

Personal gesucht

Für das nächste halbe Jahr bleiben die Betriebe skeptisch. "Die Unsicherheit über die Eurokrise spielt eine starke Rolle", sagte Abberger. "Das Exportgeschäft ist nicht mehr so fulminant wie noch vor Monaten." Die Wirtschaft rechne "mit einer langsameren Gangart, aber keinem Abrutschen tief nach unten". Hoffnungen und Befürchtungen halten sich etwa die Waage. Im Oktober gingen die geschrumpften Exporterwartungen der Industrie sogar wieder leicht nach oben.

Einen Lichtblick bietet der Arbeitsmarkt: "Die Arbeitslosigkeit steigt nicht - im Gegenteil: Die Unternehmen planen weiter Einstellungen", sagte Abberger. Zwar nicht mehr so viele wie im Sommer, "aber in Summe soll weiter Personal aufgebaut werden". Offenbar versuchten die Unternehmen, sich den Personalstamm zu sichern, den sie in Zeiten des Fachkräftemangels mittelfristig brauchen. Das Geld dafür hätten sie, um die Delle überbrücken zu können.

Abkühlung im Großhandel und auf dem Bau

Im Einzelhandel herrscht "keine Euphorie, aber auch kein Pessimismus", sagte der Ifo-Konjunkturexperte. Das Weihnachtsgeschäft sei schwer abzuschätzen: Die große Frage sei, wie sehr die Eurokrise die Verbraucher verunsichert.

Dagegen ging die Stimmung im Großhandel und auf dem Bau deutlich nach unten. Der Großhandel spürt die Abkühlung im Exportgeschäft, und die Baufirmen rechnen "nach dem fast unglaublichen Boom dieses Jahr nicht damit, dass es in diesem Ausmaß weitergeht", wie Abberger erklärte.

Das Ifo-Institut befragt monatlich etwa 7.000 Firmen, wie sie ihre aktuelle Lage und die Erwartungen für die nächsten sechs Monate bewerten. Der Lage-Index sank im Oktober um 1,2 auf 116,7 Punkte und der Erwartungs-Index um 0,9 auf 97,0 Punkte.

(dapd/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort