Drohende Pleite Hypo Real Estate fordert schnelle Staatsbeteiligung

München (RPO). Mit einem Einstieg des Bundes will die Immobilienbank Hypo Real Estate die drohende Pleite verhindern. "Die Hypo Real Estate hat nur mit Unterstützung des Bundes eine positive Zukunft", sagte der HRE-Vorstandsvorsitzende Axel Wieandt.

 Die Hypo Real Estate braucht mehr Geld vom Staat.

Die Hypo Real Estate braucht mehr Geld vom Staat.

Foto: AP, AP

"Wir haben immer gesagt, dass Eigenkapital-Hilfen nötig sind, um die Fortführung der Bank zu ermöglichen", erklärte er der "Süddeutschen Zeitung". Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erwägt, die HRE komplett zu verstaatlichen.

Ein Zusammenbruch der Bank könnte das ganze Finanzsystem gefährden, warnte Wieandt. "Die Eskalation der Finanzkrise nach dem Fall von Lehman hat gezeigt, welche Auswirkungen Kettenreaktionen an den Märkten haben können." Die Bilanzsumme der Hypo Real Estate von 400 Milliarden Euro sei ähnlich hoch sei wie die der US-Investmentbank Lehman Brothers. Deren Zusammenbruch hatte den Absturz an den Finanzmärkten entscheidend beschleunigt.

Bundesfinanzminister Steinbrück erwägt nach eigenen Worten die Verstaatlichung der Bank. "Man kann nicht auf Dauer Milliardensummen in ein großes schwarzes Loch pumpen, ohne dass sich etwas verbessert", sagte er der "Berliner Zeitung". "Also müssen wir auch die Voraussetzungen für eine mögliche Verstaatlichung prüfen, um eine grundlegende Sanierung maßgeblich mitzubestimmen", erklärte der SPD-Politiker.

Wie die AP am Donnerstag aus Regierungskreisen erfuhr, finden in den kommenden Tagen Gespräche statt. Eine Entscheidung sei bislang nicht gefallen.

Einstieg des Bundes als Vertrauenssignal

Wieandt sagte, für die Hypo Real Estate sei es im Moment sehr schwierig, sich an den Finanzmärkten Geld zu beschaffen. "Wenn der Bund einsteigt, wäre dies das Vertrauenssignal, auf das die Märkte warten. Dann sind wieder ganz andere Kredite an uns möglich", sagte der Bankchef. Der Vorstand würde bei einer Beteiligung des Bundes die Senkung des Gehalts auf 500.000 Euro akzeptieren.

Der Vorstandschef schloss Bonuszahlungen an HRE-Mitarbeiter auch nach einem größeren Engagement des Bundes nicht aus. "Die Vergütung der Mitarbeiter hat sich auch an der wirtschaftlichen Lage der Bank zu orientieren. Allerdings müssen wir in einigen Bereichen beste Spezialisten beschäftigen - und da müssen wir im Interesse der Bank flexibel sein", sagte er dem Internetportal bild.de.

Wie die "SZ" unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtete, wird erwogen, dass der Bund zunächst 75 Prozent plus eine Aktie der HRE-Anteile übernimmt. In einem zweiten Schritt könne die Beteiligung dann "deutlich über 90 Prozent" erhöht werden, hieß es in dem Bericht.

Derzeit werde mit dem US-Finanzinvestor J.C. Flowers sondiert, ob man sich über einen Verkaufspreis für dessen 25-Prozent-Anteil an der HRE einigen könne. Da der Finanzinvestor unter dem Absturz des Aktienkurses leide und den Preis treiben wolle, drohe der Bund mit Enteignung, schrieb das Blatt. In diesem Fall müsste der Staat Entschädigung zahlen.

Bisher Hilfen in Höhe von 92 Milliarden Euro

Durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz ist eine Staatsbeteiligung ohne Zustimmung der Aktionäre bisher auf 33 Prozent begrenzt. Durch eine Enteignung könnte die Bank vollständig vom Staat übernommen werden. Größter Einzelaktionär der HRE ist J.C. Flowers mit knapp 25 Prozent. Der Rest ist in Streubesitz.

Der Bund und andere Banken haben den Münchner Staats- und Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate bisher mit Finanzhilfen in Höhe von 92 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt.

(AFP)
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