Riskante Finanzgeschäfte Freispruch für ehemaligen Vorstand der HSH-Nordbank

Hamburg · Sechseinhalb Jahren ist es her, als sich die damaligen Vorstände der HSH Nordbank zu einem riskanten Finanzgeschäft entschieden. Jetzt wurde das mit Spannung erwartete Urteil gegen die sechs Manager gesprochen. Die Juristen betraten damit Neuland.

 Der frühere Vorstandschef und Ex-Finanzchef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher (rechts), und sein Anwalt Heinz Wagner vor der Urteilsverkündung im Landgericht in Hamburg.

Der frühere Vorstandschef und Ex-Finanzchef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher (rechts), und sein Anwalt Heinz Wagner vor der Urteilsverkündung im Landgericht in Hamburg.

Foto: dpa, dan kno

Freispruch für den früheren Bankmanager Dirk Jens Nonnenmacher: Das Hamburger Landgericht sprach ihn und fünf seiner früheren Kollegen aus dem Vorstand der HSH Nordbank am Mittwoch vom Vorwurf der Untreue in einem besonders schweren Fall frei. Erstmals in Deutschland war die komplette Führungsriege einer Bank wegen Ereignissen während der Finanzkrise angeklagt. Die Staatsanwaltschaft kann gegen das Urteil Revision beim Bundesgerichtshof einlegen.

Anklage wegen Untreue

Vor Gericht stand der komplette sechsköpfige Vorstand um Ex-Chef Hans Berger und Ex-Finanzvorstand Nonnenmacher. Die früheren Bankmanager waren wegen Untreue in einem besonders schweren Fall angeklagt, zwei von ihnen auch wegen Bilanzfälschung. Die Staatsanwälte hatten Bewährungsstrafen und hohe Geldbußen verlangt. Die früheren Vorstände hatten die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Schon beim Prozessauftakt vor knapp einem Jahr hatte der Vorsitzende Richter Marc Tully deutlich gemacht, dass es schwierig sei, mögliche Verfehlungen der Banker strafrechtlich zu erfassen. "Die Strafkammer betritt Neuland", hatte er damals erklärt.

Schaden von 53 Millionen Euro

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft waren die Manager kurz vor Weihnachten 2007 bei einem Geschäft namens "Omega 55" wissentlich zu hohe Risiken eingegangen. Sie hätten dabei ihre Pflichten grob verletzt. Die Anklagebehörde schätzt den dadurch entstandenen Schaden auf fast 53 Millionen Euro.

Mit dem riskanten Doppelgeschäft mit der Pariser Großbank BNP Paribas wollte die HSH Nordbank ihre Bilanz entlasten. Ihr drohte damals eine Herabstufung durch Rating-Agenturen. Die Eigentümer der HSH, die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, wollten das Institut im darauf folgenden Jahr an die Börse bringen.

Manager wollten sich nicht selbst bereichern

Im ersten Teil des Geschäfts übernahm die BNP die Ausfallrisiken eines Pakets von Immobilienkrediten der HSH. Im Gegenzug verpflichtete sich die Landesbank, in neuartige Finanzprodukte bei der BNP zu investieren. Am Ende verbuchte die HSH Nordbank durch "Omega 55" aber hohe Verluste. Im Zuge der Finanzkrise wurde die Bank später von Hamburg und Schleswig-Holstein mit Milliardenhilfen vor dem Aus gerettet.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den früheren Kapitalmarkt-Vorstand Jochen Friedrich mit einem Jahr und zehn Monaten das höchste Strafmaß gefordert. Für den in der Öffentlichkeit prominentesten Angeklagten Nonnenmacher, später als Nachfolger Bergers HSH-Vorstandschef, hatte die Anklagebehörde eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten sowie 150 000 Euro Geldbuße verlangt. Diese beiden Ex-Vorstände waren auch wegen Bilanzfälschung angeklagt. Zu Gute kam den Managern, dass sie sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht selbst bereichern wollten.

(dpa)
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