Mit Speicherplatz wird abkassiert Neues iPhone treibt Wert der Apple-Aktie hoch

Cupertino/Düsseldorf · Am Dienstag werden neue iPhones präsentiert. Der Kurs des Herstellers stieg schon jetzt zeitweise. Insgesamt ist die Firma aus Kalifornien deutlich mehr wert als die wichtigsten 30 deutschen Konzerne zusammen, was auch an der extrem hohen Gewinnspanne liegt.

 Ein iPhone im Einsatz. (Archiv, Symbol)

Ein iPhone im Einsatz. (Archiv, Symbol)

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Wie geht es Apple? Ein Blick auf den Aktienkurs des iPhone-Herstellers zeigt: Bestens. Alleine im vergangenen Jahr ist die Bewertung des wertvollsten Konzerns der Welt noch einmal um rund 40 Prozent gestiegen. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung bei 2200 Milliarden Euro – und das obwohl der Konzern nur rund 150.000 Beschäftigte hat.

Von diesem Geld ließen sich die 30 wertvollsten Unternehmen Deutschlands auf einen Schlag erwerben, die zusammen inklusive Deutscher Post/DHL, Siemens, Bayer, Telekom oder BMW mehr als zwei Millionen Beschäftigte haben.

Den neuesten Schub hat dem Konzern aus Cupertino bei San Francisco seine Ankündigung gegeben, am Dienstag nächster Woche neue Produkte vorzustellen. Der Kurs ging daraufhin um zeitweise zwei Prozent in die Höhe – scheinbar wenig, doch das alleine bringt ein Plus an Börsenwert von 40 Milliarden Euro. Dafür könnte man den gesamten VW-Konzern kaufen.

 Die letzte echte Innovation von Apple war das 2010 vorgestellte iPad - das Geschäft läuft umso besser mit dem iPhone, dem Flachcomputer und mit Diensten.

Die letzte echte Innovation von Apple war das 2010 vorgestellte iPad - das Geschäft läuft umso besser mit dem iPhone, dem Flachcomputer und mit Diensten.

Foto: QUELLE: ONVISTA | GRAFIK: FERL

Vor allem die Hoffnung auf ein neues Edel-Smartphone befeuert den Kurs, der natürlich auch manchmal wieder etwas abrutscht, daneben aber auch die Erwartung auf neue Zusatzgeräte mit hohem Gewinnpotenzial: „Ich halte es für denkbar, dass ein neuer In-Ear-Kopfhörer vorgestellt wird“, sagt Holger Neinhaus, Vorstand der Düsseldorfer Beratungsfirma SMP AG und begeisterter Nutzer von Geräten des High-Tech-Konzerns. Wie kommt er auf die Idee? „Mir fiel auf, dass die Air Pods Pro bei Sonderangeboten sehr günstig verkauft wurden. Das geschieht oft, wenn Händler ein neues Modell erwarten.“

Welche Stärken wird das neue iPhone haben, das als Modellreihe voraussichtlich iPhone 13 heißen wird? Sehr wahrscheinlich ist, dass die Kameras weiter aufgerüstet werden: Ein Autofokus für das Ultraweitwinkel-Objektiv scheint geplant zu sein. Der Stromverbrauch wird dank eines neuen Rechenchips sinken, die Akkus dürften besser werden, das Display könnte eine Always-On-Funktion erhalten, die einfache Infos jederzeit zeigt. Und die Preise könnten noch einmal anziehen – aktuell kostet das teuerste iPhone 12 Pro mit einem Speicher von 512 GB 1599 Euro.

Außerdem wird das Thema Augmented Reality voraussichtlich eine große Rolle spielen, also das Einblenden von Zusatzinfos über ein Live-Display. Dabei erwirtschaftet Apple Gewinnmargen, von denen andere Unternehmen nur träumen können: Zwischen April und Juni kam bei einem Umsatz von 81,4 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 69 Milliarden Euro) ein Betriebsgewinn von 24,1 Milliarden Dollar heraus, was einer Marge von knapp 30 Prozent bedeutet. Der Nettogewinn nach Abzug aller Kosten lag bei 21,7 Milliarden Dollar, was wiederum zwei Schlussfolgerungen nahelegt: Erstens hat der Konzern im Gesamtjahr 2021 inklusive des traditionell besonders guten Weihnachtsquartals eine gute Chance, erstmals deutlich mehr als 100 Milliarden Dollar Nettogewinn zu machen – was umgerechnet 85 Milliarden Euro wären. Die sehr hohe Börsenbewertung relativiert sich damit. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 ist hoch, aber nicht riesig: Siemens beispielsweise kommt auf einen Wert von 19.

 Zweitens zeigt sich, dass Apple ein gutes Geschick hat, Geld bei den Kunden einzusammeln: Alleine wenn man die durchschnittliche Gewinnmarge abzieht, könnte jedes Gerät ein Viertel günstiger verkauft werden und Apple würde immer noch solide Gewinne machen.

Am meisten wird bei Zusatzfeatures abkassiert: Es kostet einen Aufpreis von 350 Euro, wenn man das teuerste iPhone mit 512 GB Speicher kauft statt die Basisversion mit 128 GB. Was kostet eine 512 GB-Speicherkarte im Laden? Rund 80 Euro – der Aufschlag liegt also bei mehr als 300 Prozent: „Apple ist schon eine fantastische Gewinnmaschine“, so Neinhaus. Aus Sicht der Kunden sieht er das gelassen: „Natürlich wären günstigere Preise schön. Aber die Qualität ist in der Regel schon gut.“ So seien auch sechs oder sieben Jahre alte iPads noch ohne Weiteres gut nutzbar für die meisten Anwendungen.

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