Übernahmekampf um Baukonzern Hochtief will weiter kämpfen

(RP). Nun können Hochtief-Aktionäre ihre Papiere an ACS abgeben. Aktionärsschützer raten davon ab. Der spanische Baukonzern ACS verspricht, den Firmensitz in Essen zu bestehen lassen und Tarifverträge einzuhalten. IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel: "Wir geben den Kampf gegen die Übernahme von ACS noch nicht verloren."

 Die Regierung in Sydney stimmt einer Übernahme zu.

Die Regierung in Sydney stimmt einer Übernahme zu.

Foto: Martin Meissner

Seit gestern können Hochtief-Aktionäre ihre Aktien dem spanischen Baukonzern ACS andienen. ACS zahlt allerdings nicht bar. Bis zum 29. Dezember gibt ACS für je fünf Hochtief-Aktien jeweils acht eigene Aktien aus. Der Hochtief-Vorstand will das Angebot prüfen. Bis dahin gebe es "keinen Grund für hastige Entscheidungen". IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel zeigte sich im Interview mit unserer Redaktion weiter kämpferisch: "Wir geben den Kampf gegen die Übernahme von ACS noch nicht verloren."

Der Betriebsratsvorsitzende Siegfried Müller sagte im Deutschlandfunk: "Wir sind im Grunde genommen von der Firma ACS belogen worden." 2007 hatte ACS 25 Prozent an Hochtief übernommen. Immer wieder, so Müller, hätten die Spanier versichert, mehr wollten sie nicht kaufen. Sie hätten dennoch weitere vier Prozent erworben. Weil ACS hoch verschuldet sei und Hochtief gut durch die Krise gekommen sei, steht für ihn fest: "ACS will sich an uns bereichern."

Das sehen Analysten ähnlich. Auch Stefan Röhle von Independent Research meint, ACS könne mit einer Konsolidierung von Hochtief seine "relative Verschuldung" senken und die Kreditwürdigkeit erhöhen. Für Hochtief könnten dann aber die Verhandlungen mit Bauträgern schwieriger werden.

Der spanische Baukonzern versicherte, die Aktionäre würden "von der Stärke eines weltweit führenden Infrastrukturkonzerns profitieren". Die Projekte würden größer, Größe sei in der Branche "künftig ein wichtiger Erfolgsfaktor". Gleichwohl bleibe Hochtief ein unabhängiges Unternehmen. Die Hochtief-Aktie bleibe an der Börse, der Unternehmenssitz in Essen. ACS bekenne sich "vollumfänglich zur deutschen Mitbestimmung sowie zu den Tarif- und Betriebsvereinbarungen".

ACS wolle Hochtief nicht zerschlagen, es finde "keine Übertragung von Vermögenswerten von Hochtief an ACS statt", versichern die Spanier. "Insbesondere ist es nicht beabsichtigt, Hochtief zu veranlassen, sich von Teilaktivitäten zu trennen." Betriebsrat, Vorstand und die Märkte haben daran Zweifel. Analyst Röhner jedenfalls weiß, Hochtief besitze "attraktive Assets", nicht nur die australische Tochter Leighton.

Das von ACS vorgeschlagene Umtauschverhältnis hat rechnerisch einen Abschlag von sieben Prozent auf den aktuellen Kurs. Gestern notierten ACS bei 33,82 Euro, was die Hochtief-Aktie mit 54,11 bewertete. Der Börsenkurs lag zu dieser Zeit aber bei 58,34 Euro. Ein Verkauf über die Börse brächte mehr.

Aktionärsschützer warnen vor einer Annahme des Angebots: "Das ist ein Alibi-Angebot. Ein Aktionär würde Hochtief-Papiere mit viel Potenzial gegen Aktien der undurchsichtigen ACS tauschen", warnt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Aktionären, die das Angebot nicht annehmen, entsteht kein Nachteil."

Wer das Angebot dennoch annehme , habe zwölf Monate lang das Recht auf Nachzahlung, sollte ACS anderen Aktionären später mehr zahlen, so Cabras.

(RP)
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