Sparprogramm bei Warenhauskette Hertie schließt zwölf Filialen in NRW

Essen (RP). Der Warenhauskonzern soll mit tiefen Einschnitten in die Belegschaft saniert werden. Von den Plänen sind rund 520 der derzeit noch 3400 Mitarbeiter des Konzerns betroffen. Der Sanierung des krisengeschüttelten Warenhauskonzerns Hertie fallen unter anderem die Häuser in Duisburg-Walsum, Erkrath, Mettmann, Bocholt und Köln zum Opfer.

Für die insgesamt 19 Filialen, die bundesweit geschlossen werden sollen, bestehe "langfristig keine wirtschaftliche tragfähige Grundlage”, teilte das Unternehmen gestern mit. Auch die Zentrale im Essener Stadtteil Kettwig soll deutlich kleiner werden. Erhalten bleiben sollen offenbar unter anderem die Häuser in Dinslaken, Geldern, Hilden, Hückelhoven, Langenfeld, Nettetal, Remscheid und Velbert.

Hertie selbst hatte Ende Juli des vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag gestellt und steht seither unter der Aufsicht des vorläufigen Insolvenzverwalters Biner Bähr. "Wir haben um jeden einzelnen Arbeitsplatz gekämpft und werden dies auch weiter tun”, erklärte Bähr gestern.

Zuletzt schrieb Hertie dem Vernehmen nach zweistellige Millionenverluste. Für das langfristige Überleben des Unternehmens müssen neben dem Stellenabbau und der Filialschließung noch weitere Bedingungen erfüllt werden. Die Mieten müssten auf ein marktübliches Niveau gesenkt werden, und es müsse ein Investor gefunden werden, hieß es gestern. Marktüblich seien Mieten von etwa fünf Prozent des Umsatzes einer Niederlassung.

Der Eigentümer der Filialen, die britische Investorengruppe Dawnay Day, verlangt nach Angaben von Hertie dagegen 20 Prozent und mehr des Umsatzes. Sollte bis Ende Februar keine Einigung mit den Briten gelingen, droht allen Hertie-Häusern die Schließung. Auch die Investorensuche hängt stark an einer Übereinkunft, weil Hertie andernfalls nicht rentabel zu betreiben ist.

Der Traditionskonzern, der in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet wurde und seinen Namen von dem Kaufmann Hermann Tietz hat, war 1993 von Karstadt übernommen worden. Vor vier Jahren hatte der damalige KarstadtQuelle-Konzern (heute Arcandor) 74 Warenhäuser an Dawnay Day verkauft, die zunächst unter dem Namen "Karstadt kompakt” weitergeführt worden waren. Vor zwei Jahren lebte dann die Traditionsmarke Hertie wieder auf.

(AFP)
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