Führungswechsel bei Henkel Hans Van Bylen tritt ab – Carsten Knobel übernimmt

Düsseldorf · Der Vorstandschef des Düsseldorfer Konsumgüterherstellers hört „aus persönlichen Gründen“ zum Jahresende auf. Das teilte das Unternehmen nach Börsenschluss mit. Nachfolger soll Finanzchef Carsten Knobel werden.

 Hans Van Bylen (l.), Vorstandsvorsitzender von Henkel, übergibt zum Jahreswechsel die Geschäfte an Finanzvorstand Carsten Knobel.

Hans Van Bylen (l.), Vorstandsvorsitzender von Henkel, übergibt zum Jahreswechsel die Geschäfte an Finanzvorstand Carsten Knobel.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Paukenschlag beim Düsseldorfer Dax-Konzern Henkel. Eine halbe Stunde nach Börsenschluss teilte das Unternehmen am Donnerstag per Pflichtmitteilung mit, man werde sich einvernehmlich von Vorstandschef Hans Van Bylen trennen. An seine Stelle rückt Finanzvorstand Carsten Knobel.

Van Bylen ist ein waschechtes „Henkel-Gewächs“, seit 1984 ist er im Unternehmen, arbeitete sich vom Marketing Schritt für Schritt in Richtung obere Führungsebenen. Der gebürtige Belgier, Jahrgang 1961, gehört dem Henkel-Vorstand seit 2005 an. Dort war er zunächst elf Jahre lang für den Bereich Beauty Care zuständig, ehe er im Mai 2016 an die Spitze des Konzerns aufstieg.Sein Vertrag wäre laut eigener Aussage nächstes Jahr ausgelaufen.

Als Grund wurden lediglich „persönliche Gründe“ angegeben, ohne jedoch näher darauf einzugehen. Der Gesellschafterausschuss entschied, den Vertrag zum Ende des Jahres aufzuheben. Am 1. Januar übernimmt Knobel. Erste Signale für dessen steigenden Einfluss gab es bereits Anfang des Monats: Damals stellte der Dax-Konzern seinen neuen Digital-Chef vor. Michael Nilles berichtet als Chief Digital & Information Officer (CDIO) direkt an Knobel, nicht an Van Bylen.

Das Ansehen des scheidenden Henkel-Chefs hatte stark gelitten, als er im August erneut die Prognose für den erfolgsverwöhnten Konzern kassieren musste. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung im laufenden Geschäftsjahr. Hatte es zuvor geheißen, dass jede der drei Sparten und der gesamte Konzern ohne Berücksichtigung von Zukäufen und von Währungseffekten um zwei bis vier Prozent wachsen solle, geht das Management von einem solchen Plus nur noch in der rund um Persil aufgestellten Traditionssparte Waschmittel (Laundry & Home Care) aus. Beim wichtigsten Geschäftsbereich Klebstoffe (Adhesive Technologies) geht Henkel nun von einem Minus von einem Prozent aus, in Van Bylens früherem Betätigungsfeld, Beauty Care (Haarpflege und Kosmetik), soll das Minus  sogar zwei Prozent betragen. Notierte die Aktie im Jahr 2017 noch bei Rekordwerten von 125 Euro pro Papier, sind es derzeit nur knapp 94 Euro.

Vor allem im so wichtigen Klebstoffgeschäft leidet Henkel derzeit unter der Schwäche der Automobilbranche. Auch Logistikprobleme in den USA setzten Henkel enorm zu. „Henkel ist nicht in der Krise. Wir haben die richtige Strategie“, hatte Van Bylen damals gesagt und sich zuversichtlich gezeigt, auch weiterhin an der Konzernspitze zu stehen.

Schon auf der Hauptversammlung im April war Van Bylen der geballte Zorn der Aktionäre entgegengeschlagen, die sich über den massiven Kursverlust in Van Bylens Amtszeit und die sinkende Rendite ärgerten. Vorstand und Aufsichtsrat kassierten nach den ungewöhnlich scharfen Anwürfen von Aktionärsvertretern eine geplante Kapitalerhöhung um 44 Millionen Aktien, die dem Konzern rund vier Milliarden Euro in die Kassen gespült, die Anteilsscheine aber verwässert hätte.

Mit Knobel wird auch ein anderer, ein direkterer Führungsstil bei Henkel einziehen. Der 50-Jährige, der beim Bundesligisten Fortuna Düsseldorf im Aufsichtsrat sitzt, trägt gern Drei-Tage-Bart – ganz in Abgrenzung zum distinguiert freundlichen Van Bylen. Der war von so manchem in der Düsseldorfer Zentrale schon als Kulturschock empfunden worden, war sein Vorgänger doch der charismatische, jugendliche Casper Rorsted, der inzwischen erfolgreich den Sportartikelhersteller Adidas führt. Die Hoffnung bei so manchem dürfte nun sein, dass  unter einem Henkel-Chef Knobel an die Rorsted-Jahre angeknüpft werden kann, in denen sich die Henkel-Papiere deutlich besser entwickelten als der Dax.

Wer Knobel beerben soll, werde „zu gegebener Zeit“ entschieden, teilte das Unternehmen mit. Neben Finanzen verantwortete er bislang unter anderem auch den Einkauf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort