Schwerpunkt „Die Zehn Gebote“ Mahnung an Kinder und Eltern

Düsseldorf · Unser Gastautor Heinrich Otto Deichmann hat die Geschäfte bei der Schuhhandelskette von seinem Vater Heinz-Horst Deichmann übernommen. Hier schreibt er, was das vierte Gebot für Familienunternehmer bedeutet.

 Heinrich Deichmann übernahm die Leitung des gleichnamigen Essener Schuhhändlers von seinem Vater.

Heinrich Deichmann übernahm die Leitung des gleichnamigen Essener Schuhhändlers von seinem Vater.

Foto: picture alliance / dpa/Daniel Bockwoldt

Das vierte Gebot ist für mich aktueller denn je, passt es doch genau in die Situation unserer alternden Gesellschaft. Es geht hier nicht einfach darum, den Gehorsam der Kinder gegenüber den Eltern einzufordern. Es geht um den Zusammenhalt einer Gesellschaft, die ihre Wurzeln im christlichen Menschenbild hat. Die zehn Gebote haben unser Grundgesetz geprägt und sind zum moralischen Grundkonsens unseres Volkes geworden. Dazu gehört der Verzicht auf Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lüge und als positive Aussage die Sorge um den Zusammenhalt der Familie.

Was beim vierten Gebot besonders auffällt: Es ist das einzige, das mit einer konkreten Verheißung verbunden ist. Es heißt dort: „… auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden.“ Diese Verheißung deutet an, was die Folge der Ehre und Fürsorge für die Alten ist: Irgendwann wird man auch selbst alt sein und hoffentlich diese Zuwendung erfahren – vorausgesetzt auch die nächste Generation beherzigt dieses Gebot.

Der Begriff der „Ehre“ kann heute sehr unterschiedlich interpretiert werden. Hat es überhaupt eine religiöse Bedeutung? Ich glaube ja. „Ehre sei Gott in der Höhe“ sangen die Engel in der Weihnachtsgeschichte. Die Ehre Gottes ist Fundament des Glaubens und sie beeinflusst die Menschen und ihr Zusammenleben. Diese Ehre knüpft die liebevolle Verbindung zwischen Menschen, die füreinander Verantwortung übernehmen und dabei Gottes Liebe zu uns Menschen als Maßstab nehmen.

Nach biblischem Verständnis hat der Menschen seine Ehre und Würde von Gott. Die Zuwendung Jesu zu den Armen und Schwachen soll unser Maßstab sein. Das bedeutet: Den Schwächsten und Geringsten soll ein besonderes Maß an Ehre erwiesen werden. Dahinter steht die Überzeugung, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, von ihm erschaffen, gewollt und geliebt. Die Eltern zu ehren, ist also auch ein kleines Glaubensbekenntnis.

Ich selbst habe es als großen Segen empfunden, dass ich mit meinen Eltern und speziell mit meinem Vater, ein gutes Verhältnis hatte. Das war umso wichtiger, als ich ihm in der Leitung unseres Unternehmens nachgefolgt bin. So ein Generationenwechsel gelingt nur, wenn beide Seiten daran arbeiten. Das weiß auch die Bibel. Während das 4. Gebote im Alten Testament die Kinder mahnt, appelliert Paulus im Neuen Testament auch an die Eltern: So werden im Brief an die Epheser die Kinder zwar aufgefordert, ihren Eltern zu gehorchen, aber es heißt auch: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“

Im wirtschaftlichen Bereich gehört es auch dazu, älteren Mitarbeitern Respekt entgegenzubringen und ihnen angesichts der sich immer schneller verändernden Anforderungen zu helfen, weiter mitzukommen und ihnen zu signalisieren, dass ihre Erfahrung wertvoll ist.

Seit vielen Jahrzehnten veranstalten wir bei Deichmann regelmäßig Feiern für unsere Jubilare. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich bei diesen Veranstaltungen Menschen begegne, die manchmal schon 45 Jahre für unser Unternehmen gearbeitet haben. Sie haben unsere Firmenkultur in all den Jahren mitgeprägt. In der gemeinsamen Arbeit von Älteren und Jüngeren kommen Erfahrung und Veränderungsbereitschaft zusammen und nutzen der Entwicklung der Firma.

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