Baustoffhersteller der Merckle-Gruppe HeidelbergCement sucht neue Geldgeber

Heidelberg (RPO). Der zur hoch verschuldeten Merckle-Gruppe gehörende Baustoffhersteller HeidelbergCement ist auf der Suche nach neuen Geldgebern. "Es gibt ein sehr lebhaftes Interesse an dem Unternehmen", sagte Vorstandschef Bernd Scheifele. Namen von Investoren nannte er nicht.

Dank der Übernahme des britischen Konkurrenten Hanson steigerte der Konzern im vergangenen Jahr Umsatz und operatives Ergebnis. Um Schulden abzubauen will HeidelbergCement Randbereiche des Unternehmens verkaufen.

Nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz 2008 auf rund 14,2 Milliarden Euro nach 10,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis dürfte auf über 2 nach 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr geklettert sein. Scheifele sagte, das gute Resultat 2008 sei unter anderem auf die erfolgreiche Integration und erstmals ganzjährige Einbeziehung von Hanson zurückzuführen.

Nach guten Zahlen in den vergangenen Jahren stellt sich der Baustoffhersteller auf schlechtere Zeiten ein. Im laufenden Jahr werde es zu einem Rückgang beim Umsatz und operativen Ergebnis kommen. Scheifele sagte, die ersten sechs Monate des neuen Jahres würden sicherlich sehr schwierig sein. Man erwarte erst in der zweiten Jahreshälfte Impulse aus den weltweiten staatlichen Infrastrukturprogrammen. In Deutschland sei kein Stellenabbau geplant, sagte der Vorstandschef. Es gebe noch einen hohen Auftragsbestand für das erste Halbjahr. "Wir hoffen das im zweiten Halbjahr das Konjunkturprogramm zieht."

Unternehmen gehört Merckle-Clan

Der deutsche Konzern hatte seinen britischen Konkurrenten Hanson im Jahr 2007 geschluckt. Der hoch verschuldete deutsche Konzern arbeite derzeit an der Neuordnung seiner Finanzierungsstruktur, bekräftigte der Vorstandschef ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Die finanzielle Neuordnung bei HeidelbergCement erfolgt laut Mitteilung unabhängig von den anstehenden Maßnahmen auf Seiten des Minderheitsgesellschafters VEM, zu dem HeidelbergCement keine Kreditbeziehungen unterhält.

VEM ist die Vermögensverwaltungsgesellschaft des hoch verschuldeten schwäbischen Merckle-Clans. Der Milliardär Adolf Merckle hatte Anfang des Jahres Selbstmord begangen. Die Familie hält nach früheren Angaben an dem Baustoffhersteller über verschiedene Gesellschaften rund 80 Prozent der Anteile.

Scheifele sagte: "Was ein Aktionär mit seinen Aktien macht ist seine Sache." Die Merckle-Gruppe verhandelt seit mehrere Monaten mit den Kreditinstituten über eine Umschuldung. Neben dem Baustoffhersteller gehört ihr noch der Generikahersteller Ratiopharm und der Pharmagroßhändler Phoenix. Ratiopharm muss der Familienclan früheren Angaben zufolge verkaufen. Über die Trennung von den HeidelbergCement-Anteilen war auch immer wieder spekuliert worden.

Über 12 Milliarden Euro Schulden

Ende September 2008 betrug die Nettoverschuldung des Baustoffherstellers über 12 Milliarden Euro. Die Schulden seien im vierten Quartal weiter reduziert worden, sagte der Vorstandschef. Den genauen Schuldenstand gab er aber nicht bekannt. Eine Neuordnung der Finanzen solle bis Mitte des Jahres erfolgen. Details wurden nicht genannt. "Ziel ist es, die Eigenkapitalbasis nachhaltig zu stärken und die Finanzierung langfristig neu zu strukturieren", berichtete HeidelbergCement. Darüber hinaus plane das Unternehmen, in den kommenden zwei bis drei Jahren ausgewählte, nicht strategische Geschäftseinheiten zu veräußern, um die Finanzverbindlichkeiten weiter zu reduzieren. In Deutschland sei beispielsweise der Verkauf der Kalkaktivitäten eingeleitet worden.

(AP)
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