Telekom gegen Vodafone Hartes Duell der Telefongiganten

Düsseldorf (RP). Serie Firmenduell Telekom und Vodafone treten hierzulande und global immer unerbittlicher gegeneinander an. Dabei hat die Telekom trotz Vergangenheit als Staatskonzern große Stärken – doch Vodafone sitzt am längeren Hebel.

Düsseldorf (RP). Serie Firmenduell Telekom und Vodafone treten hierzulande und global immer unerbittlicher gegeneinander an. Dabei hat die Telekom trotz Vergangenheit als Staatskonzern große Stärken — doch Vodafone sitzt am längeren Hebel.

In fast jeder Fußgängerzone konkurrieren die Verkäufer von Telekom und Vodafone hart gegeneinander, doch ihre Chefs harmonieren miteinander. "René Obermann ist ein echt guter Typ", lobt Fritz Joussen, Deutschland-Statthalter des Weltkonzerns Vodafone den Chef seines wichtigsten Wettbewerbers in Deutschland. Und der in Düsseldorf geborene Telekom-Chef hat intern auch keine Hemmung, den Duisburger Joussen zu loben: "Er ist sachorientiert und meistens gut drauf."

Tatsächlich stehen die beiden Konzerne Deutsche Telekom und die weltweit von Vittorio Colao geleitete Vodafone-Gruppe am Ende der Krise in einem so harten Wettbewerb wie noch nie. Unmittelbare Konkurrenten sind sie hierzulande, in Holland, Großbritannien, Österreich und einigen Ländern Osteuropas. Beim Börsenwert liegt die von Newbury bei London aus regierte Vodafone-Gruppe mit einem Börsenwert von 90 Milliarden Euro mehr als doppelt so gut wie die Telekom. Und eines ist klar: Hätte die Telekom ihre zeitweise bei 65 Milliarden Euro liegenden Schulden nicht vor der Krise massiv runtergefahren, hätte sie den Sturm an den Finanzmärkten schwer überlebt.

Am Ende sind die Briten ihrem deutschen Counterpart klar überlegen. Sie haben weltweit mehr als 300 Millionen Handykunden und genießen einmalige Einkaufsvorteile bei Nokia, Ericsson, Samsung und Co — die Telekom Tochter T-Mobile kommt nur auf 128 Millionen Mobilfunkkunden.

Die Telekom hat sehr breite Präsenz in Osteuropa aufgebaut — Vodafone ist dagegen in fast ganz Westeuropa sowie in wichtigen Märkten Asiens und Afrikas vertreten. Vodafone ist auch im Management ein wirklich globaler Konzern und wird mit Colao von einem Italiener geführt. Sein Vorgänger war Amerikaner. Im Telekom-Vorstand haben die Deutschen noch immer ein klares Übergewicht, wobei mit Hamid Akhavan ein Amerikaner und mit Niek Jan van Damme ein Holländer dabei sind.

Die Strahlkraft der Marke Vodafone ist so groß, dass Partnerfirmen in mehr als zehn Ländern das Logo für sich nutzen. Und als größtes Plus können die Briten viel freier agieren als die im Heimatmarkt regulierte Telekom. "Die immer weitere Preisschlacht in Deutschland ist für die Telekom ihr größtes Problem", sagt Analyst Wolfgang Specht von der Bbank Sal. Oppenheim, "das drückt auf die Margen."

Trotzdem versucht der deutsche Ex-Monopolist das Beste aus der Lage zu machen. Seit Obermann vor drei Jahren die Führung übernommen hat, sind die internen Machtkämpfe vorbei.

Immer wieder kommen Datenskandale heraus — der Chef und sein hochangesehener Datenschutzvorstand Manfred Balz setzen auf Aufklärung. Und technologisch liegt die Telekom oft vorne: "Entertain" ist eines der attraktivsten Internet-TV-Angebote Europas — Vodafone hat da auch nach der Integration der Festnetztochter Arcor wenig zu bieten. Die Telekom hat sich sowohl mit dem Computerbauer Apple wie mit dem Onlineriesen Google verbündet, um besonders einfach zu nutzende Multi-Media-Handys anzubieten — Vodafone entdeckt erst jetzt den Trend zu offenem Internet-Zugang auf dem Handy.

In den USA haben beide Konzerne ein Problem: T-Mobile hat in den USA zwar einen gleichnamigen Ableger, doch der ist mit 33 Millionen Kunden nicht einmal halb so groß wie die Branchenführer AT&T Wireless und Verizon Wireless. Vodafone ist an Verizon Wireless beteiligt, hat aber nur 45 Prozent. Das bedeutet: Wenig Mitsprache, die Marke Vodafone kommt im wichtigsten Markt der Welt nicht vor.

(RP)
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