Hannes Ametsreiter Der neue Vodafone-Chef kommt aus Österreich

Düsseldorf · Die Umstände der Ernennung des neuen Chefs für Vodafone Deutschland, Hannes Ametsreiter, haben eine gute und eine schlechte Seite für die Belegschaft in Düsseldorf und ganz Deutschland: Der Londoner Mutterkonzern gab die Entscheidung bereits bekannt, bevor der Aufsichtsrat nächste Woche darüber entscheiden soll und wohl auch wird.

 Hannes Ametsrieder wird die Geschicke von Vodafone Deutschland leiten.

Hannes Ametsrieder wird die Geschicke von Vodafone Deutschland leiten.

Foto: dpa, her_pt_hpl kno

Damit ist klar, dass alle wichtigen Entscheidungen in London fallen - der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) wird sich fragen müssen, warum er sich überhaupt dazu überreden ließ, im Aufsichtsgremium mitzumachen.

Gleichzeitig wird Vodafone Deutschland aber sehr stark aufgewertet: Ametsreiter wird als erster Chef von Vodafone-Deutschland auch im künftigen zwölfköpfigen Gesamtvorstand von Vodafone vertreten sein - Ironie der Geschichte: Der intern extrem beliebte Fritz Joussen war vor drei Jahren vorrangig zur TUI gewechselt, weil ihm genau dieser Aufstieg innerhalb des Weltkonzerns Vodafone verwehrt worden war.

Dabei bringt der neue Vorstandschef, der sein Amt offiziell am 1. Oktober antreten soll, einige wichtige Erfahrungen für die neue Aufgabe mit: Die bisher von ihm geleitete Telekom Austria gehört zu den Unternehmen, die relativ erfolgreich Festnetz- und Mobilfunkangebote in Paketen vermarkten - genau das Gleiche hat Vodafone auch zunehmend vor, seit für elf Milliarden Euro Kabel Deutschland in München übernommen wurde.

Außerdem gilt Ametsreiter, der früher auch bei Procter & Gamble gearbeitet hat und auch an den Elitehochschulen Harvard (Boston, USA) und Insead (Paris) einige Zeit verbrachte, als ausgeprägter Marketingexperte. Und genau solches Wissen braucht Vodafone, weil speziell die Telekom in den letzten drei Jahren deutlich erfolgreicher Kunden köderte.

Gleichzeitig muss man dem 48-jährigen auch großes Verhandlungsgeschick unterstellen: Laut Medienberichten aus Österreich hat er seinen Posten als Vorstandschef von Telekom Austria nicht völlig freiwillig aufgegeben, sondern wurde vom mexikanischen Großaktionär Carlos Slim eher rausgedrängt. Ein von Slim ernannte Aufsichtsrat hatte Ametsreiter bereits öffentlich in einem Interview zum Abschuss freigegeben: "Ich halte das Unternehmen für unterbewertet und undermanaged. Es gehört eine bessere Führung her."

Angesichts dieses Drucks war es eine enorme Leistung des promovierten Kommunikationswissenschaftlers Ametsreiter, bei Vodafone durchzusetzen, dass er künftig auch im Gesamtvorstand sitzen wird. Diese Aktion kennt auch einen klaren Verlierer: Bisher war der von der Telekom kommende Philipp Humm als Mitteleuropachef von Vodafone Vorgesetzter des Deutschland-Chefs. Er verabschiedete auch den bisherigen Deutschland-Chef in einer Presseerklärung vor vier Wochen mit. Der neue Chef wird dagegen nur von Weltchef Vittorio Colao begrüßt: "Hannes Ametsreiter ist ein renommierter Telekomunikationsmanager mit großer Erfahrung in konvergenten Märkten und herausragender Expertise in Marketing und Markenführung. Wir freuen uns, ihn für Vodafone gewonnen zu haben und heißen ihn herzlich willkommen."

(RP)
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