Schmerzhafter Schuldenabbau Haniel versilbert Metro-Aktien

Duisburg · Metro-Großaktionär Haniel musste mehr als fünf Jahre nach seinem teuer erkauften Aufstieg zum größten Aktionär des Handelskonzerns etliche Aktien versilbern. Um von seinem damals aufgetürmten Schuldenberg weiter herunterzukommen, verkaufte Haniel über die Börse knapp 14 Millionen Metro-Aktien und erlöste damit rund 300 Millionen Euro.

Das teilte das Duisburger Familienunternehmen am Mittwoch mit. Die Beteiligung am Handelskonzern sinkt dadurch von gut 34 auf 30 Prozent. Die Metro kann sich über einen höheren Streubesitz freuen, der aber nur einer von mehreren Faktoren beim angestrebten Wiederaufstieg in den Dax ist. Beobachter halten eine schnelle Rückkehr in die erste deutsche Börsenliga für unwahrscheinlich.

Für Haniel müsse es um eine Schadensbegrenzung gehen, sagte die Vize-Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jella Benner-Heinacher, der dpa. Haniel habe im Jahr 2007 mit der milliardenschweren Anteilsaufstockung bei der Metro AG in Zeiten eines hohen Aktienkurses sehr viel Geld auf eine einzige "Karte" gesetzt. "Das war ein Ausflug in den Größenwahn", verdeutlichte sie. Der teuer aufgestockte Minderheitsanteil an dem Dax-Unternehmen Metro habe auch nicht zu der Tradition gepasst, mittelständische Unternehmen groß zu machen. Im Grunde seien Werte vernichtet worden. Der Aktienkurs habe 2007 um ein mehrfaches über dem heutigen Niveau gelegen, zu dem einige Aktien verkauft wurden.

Aktie reagiert mit Kurssprung

An der Börse sorgte der Vollzug des Aktienverkaufs am Mittwoch für Kursgewinne. Die Metro-Stammaktie stieg in der Spitze um fast fünf Prozent auf gut 23,58 Euro und stand damit im MDax ganz oben. Haniel hatte den Schritt bereits im November angekündigt, sich aber einen langen Zeitrahmen von 18 Monaten gesetzt. Dass der Verkauf so schnell kam, habe Unsicherheit aus dem Markt genommen, sagte ein Händler.

Die Metro-Großaktionäre Haniel und Schmidt-Ruthenbeck haben ihre Beteiligung an der Metro AG mit einem Poolvertrag gebündelt. Durch den Verkauf von Haniel dürfte der Anteil dieses Pools jetzt auf unter 50 Prozent gesunken sein. Außerdem besitzt noch Metro-Mitbegründer Otto Beisheim knapp zehn Prozent der Anteile. "Es gibt eine gefestigte Aktionärsstruktur, die nicht unbedingt zur Übernahme einlädt", erklärt Aktionärsschützerin Benner-Heinacher.

"Wir freuen uns, dass wir diesen wichtigen Schritt zum angekündigten Schuldenabbau in so kurzer Zeit vornehmen konnten", erklärte Haniel-Chef Stephan Gemkow, der im vergangenen Sommer neuer Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens wurde. Vor dem Metro-Paket hatte Haniel auf Betreiben von Gemkow bereits seine Beteiligung am Pharmahändler Celesio reduziert. Die Aktienverkäufe bringen zusammen etwa 400 Millionen Euro in die klammen Kassen der Duisburger. "Unser Ziel, die Verschuldung auf unter zwei Milliarden Euro zu senken, werden wir erreichen", bekräftigte eine Sprecherin.

Das mehr als 250 Jahre alte Familienunternehmen steckt in der Zwickmühle. Haniel hat sich zum Ziel gesetzt, kleine, innovative Firmen zu kaufen und weiterzuentwickeln. Dafür fehlt aber derzeit der finanzielle Spielraum. Im Jahr 2007 hatte Haniel seinen Anteil an der Metro von damals 18 auf 34 Prozent aufgestockt und sich dafür mit rund drei Milliarden Euro verschuldet. Die Hoffnung, dass in den Folgejahren durch Firmenverkäufe oder Sonderdividenden Geld in die Kasse kommt, erfüllte sich nicht. Zuletzt summierte sich die Verschuldung auf 2,4 Milliarden Euro. Haniel wird aller Voraussicht nach 2012 einen erheblichen Verlust ausweisen. Der Vorstand des Duisburger Familienunternehmens sieht deshalb keinen Spielraum für Dividendenzahlungen an den über 600 Mitglieder umfassenden Clan.

(dpa/felt)
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