Duisburger Mischkonzern Haniel verkleinert seinen Metro-Anteil

Duisburg · Der Duisburger Haniel-Konzern will seine Schuldenlast unter zwei Milliarden Euro drücken - aber größter Metro-Aktionär bleiben.

 Stephan Gemkow ist der neue Haniel-Chef.

Stephan Gemkow ist der neue Haniel-Chef.

Foto: dpa, Arne Dedert

Im Juni erlebten die Haniels eine Schrecksekunde. Die Rating-Agentur Standard & Poor's senkte die Note für die Kreditwürdigkeit des unter milliardenschweren Schulden ächzenden Familienimperiums von "BB+" auf "BB" und begründete dies unter anderem mit dem gesunkenen Börsenwert der Haniel-Beteiligungen Metro und Celesio. Ein paar Monate später zieht das Duisburger Unternehmen die Konsequenzen: In beiden Fällen soll der Anteilsbesitz schrumpfen, wie Haniel am Dienstagabend mitteilte. Das Celesio-Paket will der Familienkonzern von 54,64 auf 50,01, den Metro-Anteil von 34,24 auf 30,01 Prozent senken.

Während sich damit beim Pharmagroßhändler Celesio nur wenig ändert, hat der Anteilsverkauf bei der Metro auffälligere Folgen. Denn die Familien-Dynastien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck, die bislang gemeinsam 50,01 Prozent an Deutschlands größtem Handelskonzern halten und über einen Pool-Vertrag stets gemeinsam handeln, verlieren innerhalb der nächsten 18 Monate — in diesem Zeitraum soll der Anteilsverkauf über die Bühne gehen — ihre Mehrheit. Ihr Aktienpaket schrumpft zusammengerechnet auf knapp 46 Prozent.

Die Duisburger haben weiter das Sagen

Aus Sicht von Haniel ist das aber vermutlich zweitrangig. Für die Duisburger ist wohl von größerer Bedeutung, dass sie gemeinsam mit Schmidt-Ruthenbeck bei den Hauptversammlungen der Metro weiterhin das Sagen haben dürften. Dafür dürfte auch das verringerte Paket ausreichen, weil bei den Aktionärstreffen kaum einmal mehr als 90 Prozent des stimmberechtigten Kapitals vertreten sind.

Viel entscheidender ist für Haniel mit Blick auf das Bonitätsurteil der Rating-Wächter zudem, dass die Nettofinanzschulden durch die Anteilsverkäufe sinken. Das war schon unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden Jürgen Kluge das erklärte Ziel des Konzerns. Der kurzfristige Verkauf von knapp acht Millionen Celesio-Aktien über ein sogenanntes beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren — dabei wird der Preis erst nach einer Werbetour bei potenziellen Investoren festgelegt — könnte einen knapp zweistelligen Millionenbetrag bringen. Vier Prozent an der Metro wären bei einer aktuellen Marktkapitalisierung des Gesamtunternehmens von etwas mehr als sieben Milliarden Euro rund 280 Millionen Euro wert.

Mehrere Instrumente zum Schuldenabbau

"Für Haniel ist dies ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur bereits angekündigten deutlichen Reduktion der Nettofinanzschulden auf Holding-Ebene", erklärte am Dienstag Haniel-Chef Stephan Gemkow. Der Verkauf der Anteile an den beiden größten Beteiligungen sei auch nur eines von mehreren Instrumenten zum Schuldenabbau. "Weitere finanzielle Mittel von rund 150 Millionen Euro sollen aus dem Verkauf nicht-strategischer Vermögenswerte zufließen", heißt es in der Haniel-Mitteilung. Dahinter könnten sich dem Vernehmen nach unter anderem Immobilien verbergen, die Haniel abstoßen will. Und die Dividende, so verlautet aus dem Umfeld, könnte 2013 auch kleiner ausfallen. Insgesamt sollen die Nettofinanzschulden von rund 2,3 Milliarden auf weniger als zwei Milliarden Euro sinken. Gemkow hatte schon früher gesagt, dass die Schuldenlast im kommenden Jahr auf etwa 1,7 Milliarden Euro sinken solle — nur dann können neue Geschäfte aufgebaut werden.

Am Dienstag betonte der Manager gleichzeitig, dass der Konzern größter Metro-Aktionär bleibe. Haniel werde weiter "einen wesentlichen strategischen Einfluss auf beide Unternehmen haben und seine Interessen auch zukünftig konstruktiv verfolgen", so der frühere Finanzchef der Lufthansa, der seit August in Duisburg in Amt und Würden ist. Haniel sei vom nachhaltigen Wertpotenzial sowohl von Metro als auch von Celesio überzeugt, beide blieben langfristig "Ankerinvestments im Haniel-Portfolio".

(RP)
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