Düsseldorfer Handelsriese Haniel stützt Metro-Chef Cordes

Der umstrittene Spitzenmanager des Handelskonzerns hat nun beide Großaktionäre auf seiner Seite. Damit steigen die Chancen auf eine Vertragsverlängerung. Dienstag treffen sich die Arbeitnehmer-Vertreter.

 Bei der Metro überschlagen sich die Ereignisse. Mittdendrin: Eckhard Cordes.

Bei der Metro überschlagen sich die Ereignisse. Mittdendrin: Eckhard Cordes.

Foto: AP, AP

Bei der Metro überschlagen sich die Ereignisse: Unmittelbar vor dem heutigen Treffen der Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat des größten deutschen Handelskonzerns hat sich Großaktionär Haniel nun doch auf die Seite von Vorstandschef Eckhard Cordes geschlagen.

Die Familie Haniel spreche sich für eine Verlängerung des Vertrages von Cordes aus, teilte die Duisburger Unternehmensgruppe gestern mit. Bisher hatte es immer so ausgesehen, als wäre der überwiegende Teil der 700 Mitglieder starken Familienfraktion dagegen, dass der Ende Oktober 2012 auslaufende Kontrakt von Cordes noch einmal verlängert wird.

"Wir möchten die öffentliche Diskussion um die Zukunft des Vorstandsvorsitzenden beenden", erklärte der Haniel-Aufsichtsratsvorsitzende Franz Markus Haniel. Die Familie habe die Entscheidung sorgfältig überdacht. Die Diskussion der vorangegangenen Wochen sei geeignet, dem Unternehmen und seinem Vorstand Schaden zuzufügen.

Die Metro AG stehe vor großen Herausforderungen. "Um diese Aufgaben zu lösen, verdient der Vorstandsvorsitzende die Rückendeckung beider Großaktionäre", so Haniel. Metro-Aufsichtsratschef Jürgen Kluge erklärte, der Aufsichtsrat werde die Entscheidung der Haniels "in der weiteren Beratung zum Thema berücksichtigen".

Die nächste Sitzung des Kontrollgremiums findet zwar erst am 2. November statt (und soll die Vorstands-Frage klären), aber die vereinte Haltung der Großaktionäre gilt als wichtiger Hinweis. Und sie ist vermutlich auch als Signal an die Arbeitnehmer-Vertreter gerichtet, die sich heute zur Standortbestimmung treffen und Cordes in der Vergangenheit vor allem wegen des Konzernumbau-Programms "Shape 2012" scharf kritisiert haben.

Die klare Positionierung von Haniel kommt nichtsdestotrotz für viele überraschend. Noch am Wochenende hatte es im Umfeld des Unternehmens geheißen, Mitglieder der Familie hätten erklärt, dass sie an einer "möglichst schnellen Trennung" von dem 60-jährigen Manager interessiert seien.

Dies hätte bedeutet, dass sie nicht einmal das Ende des Vorstandsvertrages im kommenden Jahr abwarten, sondern Cordes lieber auszahlen und so schnell wie möglich einen Nachfolger installieren wollten. Der Manager hatte im vergangenen Jahr rund 4,4 Millionen Euro verdient, im Jahr davor rund 3,8 Millionen.

Von Ablösung und Auszahlung ist nun offenbar keine Rede mehr. Bereits am Wochenende hatte Peter Küpfer, der Vertreter der Familie Schmidt-Ruthenbeck, gesagt, dass die Familie die Zusammenarbeit mit Cordes fortsetzen wolle. Haniel hält gegenwärtig etwa 32 Prozent, Schmidt-Ruthenbeck 18 Prozent der Metro-Anteile. Die Großaktionärs-Familien haben ihre Stimmrechte bei der Metro aber gepoolt und müssen somit am Ende eine gemeinsame Linie fahren.

Insider erwarten, dass mit der Haniel-Äußerung von gestern eine Vorentscheidung gefallen ist. Auch mögliche bisherige Gegner von Cordes auf der Aktionärsseite im Aufsichtsrat könnten sich nun auf die Seite der beiden Hauptanteilseigner schlagen, heißt es.

Als solche Kontrahenten des Spitzenmanagers hatten bisher neben dem Aufsichtsrats-Chef Kluge und Erich Greipl (Vertreter von Otto Beisheim) auch der frühere Eon-Vorstandsvorsitzende Wulf Bernotat und der Deutsche-Bank-Manager Jürgen Fitschen gegolten.

Sollte es Haniel und Schmidt-Ruthenbeck tatsächlich gelingen, alle Aktionärs-Vertreter auf ihre Seite zu holen, wäre sogar eine einheitliche Ablehnung von Cordes durch Gewerkschafter und Betriebsräte ohne Folgen. Wenn es sie gibt.

(RP)
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