Nach Kursabstürzen bei Metro und Ceconomy Haniel macht 850 Millionen Euro Verlust

Die Beteiligungen an Metro und Ceconomy lösen Milliardenlasten aus. Kein schöner Abschied für Vorstandschef Stephan Gemkow.

Haniel macht wegen Metro und Ceconomy 850 Millionen Euro Verlust
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Das war sicher nicht der Abschied, den sich Stephan Gemkow als Vorstandsvorsitzender von Haniel vorgestellt hat. Fast 800 Millionen Euro Verlust vor Steuern und 850 Millionen Euro Minus nach Steuern stehen in der letzten Erfolgsrechnung, die Gemkow als Chef des Duisburger Familienunternehmens zu verantworten hat. Eingebrockt haben das die Beteiligungen an den Düsseldorfer Handelskonzernen Metro und Ceconomy. Auf diese Beteiligungen hat Haniel mehr als eine Milliarde Euro abgeschrieben, nachdem die Aktienkurse beider Unternehmen abgestürzt waren. Die Pakete seien zum Jahresende auf den damals aktuellen Börsenkurs abgeschrieben worden, sagte Haniel-Finanzvorstand Florian Funck bei der Präsentation der Bilanz für das abgelaufene Jahr. Der angenehme Effekt dieser Buchhaltungspraxis: Seit Jahresbeginn sind die Aktienkurse von Metro und Ceconomy wieder gestiegen, so dass Haniel an der Stelle  200 Millionen Euro stille Reserven gebildet hat.

Das ist aber das einzig Positive, was Haniel in den vergangenen Jahren über das Investment zu sagen hat. Seitdem die Duisburger ihren Metro-Anteil vor zwölf Jahren aufgestockt haben, betrug der jährliche Wertverlust des Pakets im Schnitt sechs Prozent. Dass die Metro-Beteiligung seit den 60er Jahren eine durchschnittliche Wertsteigerung von  16 Prozent erlebt hat, ist schöne Erinnerung, hilft aber nicht bei der Betrachtung der jüngsten Entwicklung. Und so wären Gemkow, Funck und Co. vermutlich froh gewesen, wenn der tschechische Investor Daniel Kretinsky ihnen im ersten Anlauf nicht nur 7,3 Prozent der Metro-Stammaktien abgenommen hätte, sondern die anderen 15,2 Prozent auch noch. Auf die hat Kretinsky  eine Option, die nun bis Juni verlängert worden ist. Ob er nur den erfolgreichen Verkauf der SB-Warenhauskette Real abwarten will oder doch davor zurückschreckt, bei einer Beteiligung von mehr als 30 Prozent ein Übernahmeangebot an die anderen Aktionäre machen zu müssen, bleibt einstweilen offen. So oder so will Haniel das Metro-Paket aber loswerden, im Gegensatz zur Ceconomy-Beteiligung. Die habe „erhebliches Potenzial“, so Finanzvorstand Funck, und schon deshalb würde Haniel zum aktuellen Kurs nicht verkaufen wollen.

Der Metro-Alptraum überschattete die gesamte Amtszeit Gemkows, der im Juni „in freundschaftlichem Einvernehmen“ geht und durch Thomas Schmidt ersetzt wird. Und er überlagert bei Weitem die durchaus positive Entwicklung 2018, die 13 Prozent Umsatzanstieg und 19 Prozent operative Ergebnisverbesserung gebracht hat. Haniel sei heute digitaler, internationaler und diversifizierter als bei seinem Amtsantritt 2012, sagt Gemkow. Zwar habe Haniel nur noch 25 Prozent des Umsatzes und 42 Prozent der Mitarbeiter von damals, aber auch die Schulden von 4,1 Milliarden auf 900 Millionen Euro gesenkt.  Das ist Gemkows Verdienst, der das aufkehren musste, was seine Vorgänger Eckhard Cordes und Jürgen Kluge hinterlassen hatten, und deshalb Erlöse aus dem Verkauf von Beteiligungen zunächst auch in die Schuldentilgung stecken musste. ehe er an Neuinvestments in größerem Stil denken konnte.

Aber der große Durchbruch bei den Beteiligungen ist Gemkow auch danach nicht gelungen. Der Noch-Vorstandschef wird selbst nicht besonders glücklich darüber sein, dass im letzten Jahr seiner Amtsführung zwar zehn Unternehmen unter die Lupe genommen wurden, aber keines davon am Ende den Haniel-Anforderungen (unter anderem keine Vorinvestoren aus dem Private-Equity-Bereich, keine börsennotierten Unternehmen) genügen konnte. Dabei hat der  Konzern aktuell mehr als 1,4 Milliarden Euro für Verstärkungen in der Kasse, um das Portfolio mit schlagkräftigen Kandidaten aufzuforsten. Und das wäre durchaus gewünscht, nachdem sich im vergangenen Jahr nur der Hygiene-Spezialist CWS (früher CWS boco) deutlich gesteigert hat.

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