Metro-Großaktionär Haniel fährt Milliarden-Verlust ein

Düsseldorf · Ein historischer Milliarden-Verlust, keine Dividende und hohe Schulden: Der Duisburger Traditionskonzern Haniel trägt schwer an seiner Vergangenheit. Der neue Chef Stephan Gemkow will aufräumen und hat Haniel deshalb 2012 hohe Abschreibungen vor allem auf seine Beteiligung am Handelsriesen Metro verordnet.

 Haniel-Chef Gemkow: "Aufräumarbeiten und Einmaleffekte."

Haniel-Chef Gemkow: "Aufräumarbeiten und Einmaleffekte."

Foto: dpa, rwe sab

"Aufräumarbeiten und Einmaleffekte" seien der Grund für den Netto-Verlust von 1,9 Milliarden Euro, sagte Gemkow am Montag in Duisburg. Die Haniel-Erben müssen damit erstmals auf eine Ausschüttung verzichten.

Allein 1,5 Milliarden Euro Verlust resultierten dabei aus der mittlerweile verminderten Beteiligung an dem Düsseldorfer Handelskonzern, die nun noch knapp über 30 Prozent beträgt. Belastet habe Haniel aber auch die Neuausrichtung des Pharmahändlers Celesio.

"Beide Unternehmen sind nach wie vor Ankerinvestments in unserem Portfolio", unterstrich Gemkow. Er will nun weiter die Schulden drücken und vor allem durch Investments in Mittelständler die Abhängigkeit des Konzerns vom Handel vermindern.

Der ehemalige Lufthansa-Manager will mit den Abschreibungen in der Bilanz auch einen Schlussstrich unter das Erbe seiner Vorgänger ziehen und neuen Raum gewinnen, um in Zukunft wieder Übernahmen stemmen zu können. Diese seien etwa im Bereich Dienstleistung möglich, sagte er Reuters.

Zahlreiche Rückschläge

Bei Metro hatte Haniel zahlreiche Rückschläge verkraften müssen, seit der Konzern unter dem früheren Haniel-Chef Eckhard Cordes seine Beteiligung deutlich ausgebaut hatte. Allein im vergangenen Jahr stieg der Handelsriese aus dem Leitindex Dax ab und verzeichnete unter dem neuen Metro-Chef Olaf Koch einen historischen Gewinneinbruch. Rund 1,2 Milliarden Euro musste Haniel allein auf den verbliebenen Bestand an Metro-Aktien abschreiben.

Haniel unterstütze nun die von Koch eingeleitete Neuausrichtung der Metro, betonte Gemkow in einem Reuters-Interview. Metro müsse sich auf das Großmarktgeschäft ("Cash & Carry") sowie Europas größte Elektrohandelskette Media-Saturn konzentrieren. Haniel hatte unter Cordes im Jahr 2007 den Metro-Anteil aufgestockt und damals rund 60 Euro je Metro-Aktie hingeblättert - am Mittag notierten die Papiere bei 22,15 Euro.

Die Anteilsscheine hätten aber noch deutlich Potenzial nach oben, betonten sowohl Gemkow als auch Haniel-Finanzchef Florian Funck. Gemkow war im vergangenen August von der Lufthansa in die Duisburger Haniel-Zentrale gewechselt. Er hat sich bei Haniel zunächst den Abbau von Schulden auf die Fahnen geschrieben.

Unter anderem hat sich der Konzern dazu bereits von Aktien an seinen Beteiligungen Celesio und Metro getrennt. Im März habe die Verschuldung der Haniel-Holding bereits unter zwei Milliarden Euro gelegen, und dort solle sie auch "nachhaltig" bleiben, betonte Gemkow.

Für 2013 erwartet Haniel laut Geschäftsbericht einen leicht rückläufigen Umsatz, das operative Ergebnis soll "moderat" steigen - und Gemkow will bereits in diesem Jahr wieder Dividenden ausschütten können. Für 2014 rechnet Haniel dann dem Bericht zufolge mit einem Wachstum von Umsatz und Ergebnis - vorausgesetzt, die Konjunktur bricht nicht ein.

(REU/csr)
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