Blitzumfrage des DIHK US-Handelsstreit mit China schadet der deutschen Wirtschaft

Berlin · US-Präsident Donald Trump droht Peking mit weiteren Zollerhöhungen für Importgüter im Gesamtwert von 200 Milliarden US-Dollar. Darunter leiden auch deutsche Unternehmen in den USA und China. Der deutsche Außenhandelspräsident Holger Bingmann ist alarmiert.

Die drohende Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China macht auch der deutschen Wirtschaft zunehmend Sorgen. Von den deutschen Firmen in China beklagten 41 Prozent höhere Kosten und Belastungen bei ihren Exporten in die USA, 46 Prozent spürten bei ihren Importen aus den Vereinigten Staaten negative Folgen, ergab eine Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom Juli. Deutsche Firmen in den USA klagten noch häufiger. 57 Prozent von ihnen sehen Beeinträchtigungen auf der Exportseite, drei Viertel auf der Importseite. Ein gewichtiger Teil der befragten Firmen zieht Produktionsverlagerungen in Erwägung.

Die USA hatten bereits in den vergangenen Monaten Antidumping- und Importzölle auf verschiedenste chinesische Produkte verhängt, unter anderem auf Stahl, Aluminium, Waschmaschinen und Solarpanels. China hat mit Gegenzöllen auf viele US-Produkte reagiert. Am Donnerstag erhöhte US-Präsident Donald Trump den Druck und drohte, chinesische Einfuhren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar mit einem Zollsatz von 25 Prozent zu belegen. Die Abgabe würde damit mehr als doppelt so hoch ausfallen wie bislang geplant.

Das Handelsministerium in Peking reagierte postwendend: „China ist vollständig auf die Drohungen der USA vorbereitet, den Handelskrieg der beiden Länder eskalieren zu lassen. Wir müssen zur Verteidigung unserer Würde und der Interessen der Bevölkerung zurückschlagen.“ Der Handelsstreit zwischen den USA und der EU konnte dagegen nach einem Besuch von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Washington vergangene Woche vorerst deeskaliert werden.

Die Folgen des amerikanisch-chinesischen Streits für die deutschen Unternehmen seien bereits enorm, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Von den neuen Zöllen ist knapp die Hälfte der Importe deutscher Unternehmen direkt oder indirekt betroffen, weil sie zum Beispiel Rohstoffe oder Bauteile aus dem jeweils anderen Land beziehen.“ Auch Firmen in Deutschland spürten den Konflikt über ihre weltweiten Zulieferer- und Kundenbeziehungen. „Eine weitere Eskalation des Streits wäre aus ihrer Sicht eine Gefahr für den gesamten Welthandel“, sagte Treier.

„Eine Eskalation des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wäre brandgefährlich, nicht nur für die Kontrahenten USA und China, sondern für die ganze Welt“, warnte Außenhandelspräsident Holger Bingmann. „Die Weltwirtschaft würde massiv abgebremst, insbesondere würden auch die komplexen internationalen Wertschöpfungsketten ganz empfindlich durchgeschüttelt.Für die deutsche Außenhandelsnation hätte das fatale Folgen, die man gar nicht in Euro beziffern kann“, sagte Bingmann. Es sei dringend an der Zeit, sich an einen Tisch zu setzen und über die Fortentwicklung belastbarer, internationaler Handelsregeln zu reden. „Die brauchen wir, um künftig einen solchen Wahnsinn zu verhindern, der den globalen Wohlstand, den erst der internationale Handel ermöglicht hat, aufs Spiel setzt“, sagte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).

Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer sagte, Trump habe die Erhöhung der Zölle angeordnet, weil China sich weigere, auf US-Wünsche einzugehen und zudem Gegenzölle auf US-Einfuhren erhoben habe. Regierungsvertreter sagten aber, Trump sei offen für Gespräche mit Peking.  Bei den jetzt betroffenen Gütern geht es um Lebensmittel, Chemieprodukte und Verbraucherartikel von Hundefutter über Möbel bis hin zu Autoreifen, Baseball-Handschuhen und Kosmetik. Die USA sind für die deutsche Wirtschaft das wichtigste Exportland, China Deutschlands wichtigster  Handelspartner. In den USA haben deutsche Firmen 400 Milliarden Euro investiert, in China über 80 Milliarden. Deutsche Firmen beschäftigen in den USA mehr als 850.000 Menschen, in China über 700.000. (mit Reuters)

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