Kompletter Vorstand wird abgelöst Haller übernimmt Führung bei Sal. Oppenheim

Köln (RPO). Die Privatbank Sal. Oppenheim erhält nach dem Besitzerwechsel eine komplett neue Führung. Der von der Deutschen Bank in das angeschlagene Traditionshaus entsandte Wilhelm von Haller übernimmt mit sofortiger Wirkung den Vorstandsvorsitz, wie Sal. Oppenheim am Dienstag in Köln mitteilte.

Chronik des Bankhauses Sal. Oppenheim
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Foto: AP

Er löst damit Matthias Graf von Krockow ab, der sich entschlossen habe, zum 24. Dezember seine Funktion als Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter niederzulegen, erklärte das Geldhaus.

Die vier persönlich haftenden Gesellschafter - neben Krockow noch Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt - waren ins Visier der Finanzaufsicht BaFin geraten. Nach Medienberichten sollen sie sich Kredite zu Vorzugsbedingungen eingeräumt haben, ohne die Aufsichtsgremien zu informieren. Die BaFin könnte ihnen deshalb die Berechtigung zum Führen einer Bank entziehen.

Oppenheim, Janssen und Pfundt sollen nach den Angaben der Bank zum 15. September aus der Geschäftsleitung ausscheiden. Janssen und Pfundt treten auch als persönlich haftende Gesellschafter ab. Baron Oppenheim werde dagegen weiterhin der Bank verbunden bleiben, hieß es.

Krockow: Weg frei für Neubeginn

Zu weiteren Mitgliedern des Vorstands wurden den Angaben zufolge schon jetzt Wolfgang Leoni und François Pauly berufen. Leoni war bisher Geschäftsführer der Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft, Pauly war Generaldirektor von Sal. Oppenheim in Luxemburg. Leoni solle zukünftig die eigenständige Anlagestrategie von Sal. Oppenheim als Deutsche-Bank-Tochter verantworten, Pauly den Bankbetrieb leiten. Zum Abschluss der Übernahme von Sal. Oppenheim durch die Deutsche Bank im Frühjahr ist zudem eine Erweiterung des Vorstands vorgesehen.

Krockow erklärte, mit seinem Rückzug mache er "im Interesse der Zukunft des Bankhauses, unserer Kunden und unserer Mitarbeiter den Weg frei für einen Neubeginn und den Übergang der Bank in eine neue Führungs- und Eigentümerstruktur". Haller erklärte, mit der neuen Führungsstruktur sei eine "wichtige Voraussetzung für die zukünftige Entwicklung von Sal. Oppenheim geschaffen".

Privatbankcharakter soll bleiben

Mit der Übernahme der Privatbank durch den Branchenprimus Deutsche Bank endet eine 220-jährige Geschichte. Haller unterstrich, dass Sal. Oppenheim als eigenständiges Bankhaus weitergeführt werden solle. "Der Erhalt des unverwechselbaren Privatbankcharakters mit seiner Identität und Wertewelt steht dabei im Mittelpunkt", sagte er.

Der für private Vermögensverwaltung zuständige Deutsche-Bank-Vorstand Pierre de Weck erklärte im "Handelsblatt": "Wir werden nicht nur zwei Marken haben, sondern das Bankhaus Sal. Oppenheim und die Sparte der Deutschen Bank werden im Wettbewerb stehen."

Krockow hatte 1998 die Führung bei Sal. Oppenheim übernommen, als Nachfolger damals des ehemaligen Bundesbankpräsidenten Karl-Otto Pöhl. Die Übernahme der BHF-BANK AG Ende 2004 katapultierte das Haus an die Spitze der europäischen Privatbanken.

Finanzmarktkrise und Fehlinvestitionen

Mit der Finanzmarktkrise und Fehlinvestitionen geriet aber auch Sal. Oppenheim ins Schleudern. 2008 musste die Bank erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg einen Verlust von 117 Millionen Euro ausweisen. Auch Oppenheim hatte auf das lukrative, aber risikoreiche Geschäft mit komplexen Zertifikaten gesetzt. Der Zusammenbruch von Lehman-Brothers brachte auch der Traditionsbank aus Köln Probleme. Dazu kamen schwierige Beteiligungen: Egal ob IKB-Pleite, Arcandor-Insolvenz oder IVG-Krise - Sal. Oppenheim verlor Geld.

(apd/felt)
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