Minister lobt die Konzern-Pläne als „cool“ Habeck verspricht Thyssenkrupp Milliarden-Hilfe

Duisburg · Thyssenkrupp will bis 2045 klimaneutral Stahl herstellen. Habeck sagt bei seinem Besuch in Duisburg Hilfe für die Umrüstung der Werke zu und einen Ausgleich für die hohen Preise. „Cool“ seien die Pläne des Traditionskonzerns.

 Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz in Duisburg.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz in Duisburg.

Foto: dpa/Oliver Berg

An dem größten Stahlstandort Europas soll künftig das Herz der Energiewende schlagen: Thyssenkrupp will seine Stahlherstellung klimaneutral machen und Wasserstoff statt Kohle einsetzen, um das Eisen aus dem Erz zu holen. „Cool ist das und groß“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei seinem Besuch in Duisburg. Er ließ sich auf dem zugigen Baufeld erklären, was Thyssenkrupp plant. Hier soll eine riesige Direktreduktionsanlage entstehen, in der das Roheisen mit Hilfe von Wasserstoff gewonnen und eingeschmolzen wird.

145 Meter wird die Anlage einmal hoch sein. Sie ersetze den Hochofen, aber nicht die Stahlwerke, betont Konzern-Chefin Martina Merz. Und sie macht die Dimensionen klar: Durch den Umbau beim Stahl könnten 2,5 Prozent der deutschen CO2-Emissionen vermieden werden. „Wir bei Thyssenkrupp haben einen festen Vorsatz – nämlich die grüne Transformation als Chance zu gestalten und nicht den Klimawandel zu verwalten“, sagte Merz. Doch sie hat auch Wünsche an den Minister: Der Bund soll die milliardenschwere Umrüstung der Anlagen unterstützen. Dazu muss aber die EU-Kommission grünes Licht geben. Zudem soll der Bund helfen, den teuren grünen Stahl auf Weltmarkt-Preisniveau herunter zu subventionieren.

Habeck zeigte sich offen: „Die öffentliche Hand wird einen Beitrag dazu leisten, der eklatant ist. Das ist gut angelegtes Geld, das sind Investitionen in die Zukunft“, sagte er. „Pioniergeist darf nicht zu einem ökonomischen Nachteil werden.“ Das hörte Merz gerne.

Für die Investitionskosten veranschlagt die deutsche Stahlbranche 30 Milliarden Euro, das gerne getragen vom Staat. Allein ThyssenKrupp rechnet bis 2030 für die Umstellung der Produktion mit Kosten von 2,2 Milliarden, bis 2045 von insgesamt sieben Milliarden Euro. Der Traditionskonzern will bis 2030 sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid und damit 30 Prozent der anfallenden Emissionen vermeiden. Klimaneutralität will er bis 2045 erreichen.

Zugleich müssen sich die Unternehmen gewaltige Mengen an Wasserstoff sichern. Wenn Thyssenkrupp komplett umgestellt ist, benötigt es den gesamten Wasserstoff, der in Deutschland erzeugt werden soll. Schon jetzt ist klar, dass der meiste Wasserstoff aus dem Ausland kommen muss. Der Minister ist zuversichtlich, dass das gelingt. Die Staaten wollten sich unabhängiger vom russischen Gas machen, da werde es einen Schub geben, so Habeck mit Blick auf die Ukraine-Krise.

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