Luftfahrt-Messe in Bangalore Guttenberg wirbt in Indien für "Eurofighter"

(RP). In Südindien sind zwar keine Bundeswehr-Soldaten stationiert, die Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit oder ohne Frau besuchen könnte. Aber es geht um viel Geld. Daher nahm der Minister auf seiner Indien-Reise zunächst Kurs auf Bangalore – als Auftakt eines strapaziösen Zweieinhalb-Tages-Trips mit allein 23 Flugstunden im kleinen Regierungs-Airbus A 319.

(RP). In Südindien sind zwar keine Bundeswehr-Soldaten stationiert, die Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit oder ohne Frau besuchen könnte. Aber es geht um viel Geld. Daher nahm der Minister auf seiner Indien-Reise zunächst Kurs auf Bangalore — als Auftakt eines strapaziösen Zweieinhalb-Tages-Trips mit allein 23 Flugstunden im kleinen Regierungs-Airbus A 319.

Ziel ist eine Luftfahrt-Messe in Bangalore. Zehn Milliarden US-Dollar umfasst das Paket der europäischen Flugzeugbauer. 126 "Eurofighter"-Kampfflieger bieten sie den Indern zum Kauf. Wenn das klappt, ließe sich vielleicht auch noch einmal mit dem Rüstungskonzern EADS nachverhandeln. Etwa darüber, ob die Luftwaffe tatsächlich die vereinbarten 180 Jets abnehmen muss. Man käme auch mit weniger aus, und das Geld ist ohnehin knapp. Italiener, Spanier, Briten und Deutsche haben sich verpflichtet, 620 Eurofighter abzunehmen. Die letzte Lieferung steht in Kürze zur Detailverhandlung an. Eigentlich brauchen die vier Länder so viele nicht mehr, aber wenn sie jetzt stornieren, müssten sie trotzdem zahlen. So steht es im Vertrag. Auch für die letzten 124 Jets. Wie gut, dass die Inder 126 wollen. Da lässt sich vielleicht was machen.

"Die Chancen stehen nicht schlecht", sagt Guttenberg am Abend als Zwischenbilanz. Den starken Mitkonkurrenten mit einem starken Auftritt bei der Luftschau in Bangalore die Schau stehlen — das ist vor diesem Milliarden-Hintergrund schon eine Reise wert.

Doch da sind auch die außen- und sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands, die Guttenberg wie selbstverständlich mit wahrnimmt. Dafür sind in erster Linie natürlich Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuständig. Aber Guttenberg will sich nicht auf die Heimatverteidigung reduzieren lassen. Er sucht den Kontakt zur großen, weiten, glitzernden Welt.

Indien ist wichtig. Immer mehr. Nicht nur, weil das Land ein rasant wachsender Markt mit einer Milliarde Verbrauchern ist. Sondern weil es als dynamisches Schwellenland immer mehr Mitverantwortung in der Welt übernimmt. Mit Deutschland sitzt Indien gerade im Weltsicherheitsrat. Angesichts der dramatischen Entwicklungen in Nordafrika liegt es nahe, sich über die Uno-Strategie in Sachen Tunesien und Ägypten abzustimmen. Das wäre zwar eigentlich Sache des Außenministers — aber KT, wie Guttenberg von immer mehr Freunden und Fans genannt wird, kann das bestimmt auch.

Guttenberg, der Verteidigungsminister für die auswärtigen Beziehungen. Doch im Vorfeld hatten ihn die Diplomaten bereits gebremst. Ursprünglich wollte er von Neu-Delhi weiter nach Pakistan, zu Indiens Erzfeind. Und von der Botschaft in Islamabad kam die dringende Warnung, dass der Versuch, Indien Waffensysteme zu verkaufen, in Pakistan für Verärgerung sorgen könne, wenn Pakistan dann erst an zweiter Stelle auf der Reiseplanung auftaucht. So sagte Guttenberg den zweiten Teil ab.

Weil Ministerpräsident Manmohan Singh plötzlich einen Tag früher als vorgesehen in der Hauptstadt Neu-Delhi Zeit für ihn hat, bricht Karl-Theodor Guttenberg am Morgen in Bangalore schon wieder auf, bevor der "Eurofighter" seine Fähigkeiten in den Himmel gedonnert hat.

Die Konkurrenz hat der Verteidigungsminister gesehen, viele Hände geschüttelt. Aber den Durchbruch zum Star hat er außerhalb Deutschlands offensichtlich noch vor sich. So viele Vorstellungsrunden. So viele Namen von indischen Polit-Prominenten, die mit Beifall begrüßt werden. Doch der Name Guttenberg fällt nicht. Er wird pauschal als einer der "verschiedenen befreundeten Minister" willkommen geheißen.

(RP)
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