Düsseldorf Großrazzia bei Handelsriesen

(RP). Mitarbeiter des Kartellamtes und Polizisten haben 15 Unternehmen durchsucht – darunter Metro, Edeka, Rewe, Mars und Fressnapf. Es geht um den Verdacht von Preisabsprachen zwischen Industrie und Handel.

(RP). Mitarbeiter des Kartellamtes und Polizisten haben 15 Unternehmen durchsucht — darunter Metro, Edeka, Rewe, Mars und Fressnapf. Es geht um den Verdacht von Preisabsprachen zwischen Industrie und Handel.

Es ist gerade mal zwei Wochen her, dass das Bundeskartellamt mit Hilfe des Bremer Kraft-Konzerns ein Kartell von Kaffee-Anbietern bestraft hat. Neben Kraft, das sich als Kronzeuge zur Verfügung stellte, waren Melitta, Tchibo und Dallmayr dabei. Das Trio teilt sich eine Geldbuße von 160 Millionen Euro. Jetzt gibt es einen neuen Fall, der eine größere Dimension zu haben scheint. 56 Mitarbeiter des Bundeskartellamtes und 62 Polizisten haben gestern die Zentralen von 15 Unternehmen durchsucht — elf Handelskonzerne und vier Markenhersteller. Es geht um den Verdacht illegaler Preisabsprachen im Lebensmittel-Einzelhandel. Parallel seien Verfahren gegen weitere Handelsunternehmen schriftlich eingeleitet worden, erklärte das Kartellamt.

Durchsucht worden sind gestern unter anderem die Firmenzentralen von Metro (Düsseldorf), Rewe (Köln), Edeka (Hamburg), Mars (Viersen), Fressnapf (Krefeld), Lidl und Rossmann. In Branchenkreisen wurde auch Haribo genannt, aber dafür gab es keine Bestätigung.

Rewe teilte auf Anfrage mit, das Unternehmen habe den Behörden alle Unterlagen zur Verfügung gestellt. Ein Sprecher von Mars Chocolate erklärte, die Gruppe arbeite "vollständig mit dem Bundeskartellamt zusammen". Zum jetzigen Zeitpunkt könne Mars keine Angaben zur Sache machen, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Ein Metro-Sprecher sagte, man arbeite in vollem Umfang mit den Behörden zusammen. Nicht durchsucht worden sind beispielsweise die Tengelmann-Tochter Kaiser's. und der Emmericher Lakritz-Produzent Katjes Fassin.

Anders als im Fall des Kaffee-Kartells, wo sich Händler untereinander abgesprochen haben (horizontales Kartell), geht es diesmal um vermeintliche Absprachen zwischen Handel und Lebensmittel-Industrie (vertikales Kartell). In diesem Fall kann es auch keine Kronzeugen-Regelung geben, wie sie beim Kaffee-Kartell für Kraft galt. Die Bremer gingen letztlich straffrei aus. Trotzdem will das Kartellamt im laufenden Verfahren Unternehmen entgegenkommen, die kooperativ sind: "Soweit Unternehmen oder Personen bei der Aufklärung der Vorwürfe mit dem Bundeskartellamt kooperieren, wird das Bundeskartellamt dies im Rahmen seines Ermessens bei der Verhängung von Geldbußen berücksichtigen", teilte die Behörde mit.

Wenn das Kartellamt tatsächlich Preisabsprachen zwischen Herstellern und Händlern nachweisen sollte, kann es teuer für die Betroffenen werden: In dem Fall drohen als Strafe bis zu zehn Prozent des Umsatzes, den sie mit Produkten gemacht haben, bei denen die Preise abgesprochen worden sind.

Welche Markenartikel-Hersteller das Kartellamt im Visier hat, war gestern offen. Da es nach Angaben der Wettbewerbshüter außer um Kaffee unter anderem auch um Süßwaren geht, wird auch über die Beteiligung großer Schokoladen-Produzenten spekuliert. Dafür gab es aber keine Bestätigungen. Der Schokoladen-Anbieter Ritter (Ritter Sport) und die Bremer Kraft Foods, die unter anderem die Milka-Schokolade herstellt, wollten auf Anfrage nicht beantworten, ob sie durchsucht worden seien.

Um welchen Zeitraum es bei den Vorwürfen geht, ist noch unklar. Fest steht: In den vergangenen eineinhalb Jahren hat es 13 Preisrunden im Lebensmittel-Handel gegeben, so dass der Verdacht nahe liegt, dass es um einen länger zurückliegenden Zeitraum geht.

(RP)
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