Airbus-Krise Großkunde will aus Vertrag aussteigen, Chirac und Merkel einig

Washington/Merseburg (RPO). Neue Probleme bei der Airbus-Sanierung: Während sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Jacques Chirac einigten, die Lasten der Sanierung fair aufzuteilen, vereinbarte nun der Großkunde UPS eine Ausstiegsklausel aus einer Bestellung. Der Grund: Der US-Kurierdienst ist verärgert über Lieferverzögerungen.

Chronologie der Airbus-Krise
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Foto: AFP

Die Bestellung der zehn Großflugzeuge könne noch in diesem Jahr abgesagt werden, wenn die Verzögerungen bei der Lieferung den Geschäftsplänen von UPS schade, teilte das Unternehmen mit. Am Vortag sei eine entsprechende Vereinbarung mit Airbus unterzeichnet worden, die beiden Seiten einen Ausstieg aus dem bestehenden Kaufvertrag einräume. Eine Absage von UPS würde das A380-Projekt schwer treffen. Der US-Kurierdienst FedEx hatte seine Bestellung bereits im letzten Jahr zurückgezogen.

Ursprünglich sollte die Auslieferung der zehn Maschinen an UPS im Jahr 2009 beginnen. Wegen der Schwierigkeiten bei der Produktion dürfte das US-Unternehmen nach derzeitigem Stand frühestens Mitte 2010 die erste Maschine bekommen. Bereits vor drei Wochen hatte UPS bekannt gegeben, mit dem Airbus-Konkurrenten Boeing einen Milliardenauftrag über die Lieferung von 27 Frachtmaschinen abgeschlossen zu haben. Zugleich hatte der Konzern angekündigt, die Vereinbarung mit Airbus zu überprüfen.

Derweil haben Frankreich und Deutschland vereinbart, bei der anstehenden Airbus-Sanierung an einem Strang ziehen und sich für eine faire Lastenverteilung einsetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Jacques Chirac forderten die Unternehmensführung am Freitag nach einem Treffen auf Schloss Meseberg bei Berlin auf, den Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten. Zudem soll es keine Standortschließungen ohne Kompensation geben.

Die anderteinhalbstündige Unterredung im Rahmen eines informellen Treffens, an dem auch die Außenminister beider Länder teilnahmen, wurde klar von der Airbus-Krise bestimmt. Merkel und Chirac bekannten sich in einer gemeinsamen Erklärung zu ihrer Verantwortung für den angeschlagenen Flugzeugbauer. Gleichzeitig machten sie deutlich, dass sie nicht in unternehmerische Entscheidungen eingreifen wollen.

Merkel und Chirac erklärten, dass das Erfolgsmodell Airbus auf dem Gedanken der Partnerschaft basiere, "der selbstverständlich auch Grundlage der Anpassungsmaßnahmen ist". Sie gingen davon aus, dass bei der Sanierung "die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Technologie und das Gleichgewicht der Kompetenzen in den betroffenen Staaten berücksichtigt werden".

Chirac versicherte, dass es bei Airbus keine Entlassungen ohne soziale Abfederung geben werde. "Darauf wurde ganz klar hingewiesen", sagte er nach dem Gespräch. Am Dienstag hatte der französische Premierminister Dominique de Villepin mit der Aussage für Irritationen gesorgt, Airbus wolle 10.000 Stellen streichen. Bei dem Gespräch in Meseberg spielte die Äußerung nach Angaben von Teilnehmern keine Rolle.

(afp2)
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