Sanierungsprogramm Grohe wieder im Aufwind

Düsseldorf · Das Sanierungsprogramm des führenden europäischen Badarmaturen-Herstellers Grohe ist offenbar erfolgreich: Der Konzern hat seine Schieflage überwunden und die Trendwende geschafft.

Ein Jahr nach Beginn des Sanierungsprogramms zeigten Umsatz und Auftragsbestand des im sauerländischen Hemer beheimateten Unternehmens wieder deutlich nach oben, teilte Grohe am Donnerstag in Düsseldorf mit.

"Wir liegen kurz vor der Halbzeit 2:0 vorne", beschrieb Geschäftsführer David Haines die Lage. Nach seinen Angaben nimmt Grohe seit dem vierten Quartal 2005 wieder an Fahrt auf. In diesem Zeitraum konnte Grohe in seinem wichtigsten Markt Deutschland erstmals seit sechs Jahren wieder zulegen. Beschleunigt werden solle das Wachstum 2006 und 2007 mit einer laut Haines "nie dagewesenen" Neuheitenoffensive mit 16 neuen Produktlinien.

Unterm Strich aber waren 2005 Umsatz und Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen gegenüber 2004 rückläufig. Zum konkreten Nachsteuerergebnis machte Haines keine Angaben. 2004 hatte Grohe nach früheren Angaben mit einem dreistelligen Millionenbetrag in den roten Zahlen gesteckt. In den ersten fünf Monaten 2006 stieg der Umsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum 2005 um acht Prozent, der Auftragseingang um neun Prozent.

115 Kündigungen zurückgenommen

Als Folge der Ertragskrise waren im Vorjahr 1200 Arbeitsplätze gestrichen worden, davon 943 durch Kündigung. Wegen der wieder guten Auftragslage seien inzwischen aber 115 der ausgesprochenen Kündigungen wieder zurückgenommen worden, berichtete Haines. Bei weiteren 40 stehe man in Verhandlungen. Insgesamt hat Grohe jetzt 5600 Beschäftigte, davon 3200 in Deutschland, dem mit 20 Prozent Umsatzanteil wichtigsten Markt.

Die Schieflage von Grohe war nach der Übernahme durch die US-Investorengruppe Texas Pacific Group (TPG) und der Credite Suisse Boston First Equity (CSFB) im Jahr 2004 aufgekommen. TPG und CSFB hatten Grohe ihrerseits für mindestens 1,5 Milliarden Euro von der britischen BC Partners übernommen. BC, das Grohe 1999 von den Familieneigentümern gekauft und von der Börse genommen hatte, soll bei Grohe rund 350 Millionen Euro an Eigenmitteln entnommen haben.

"Unser Unternehmen ist heute werthaltiger als zum Zeitpunkt der Übernahme", versicherte Haines. Für eine Rückkehr an die Börse gebe es derzeit aber keine Pläne. Die Börsenfähigkeit selbst wolle Grohe in drei Jahren wieder erreichen. Dazu sollen die Kosten bis 2008 um weitere 150 Millionen Euro pro Jahr sinken, nachdem bereits im Vorjahr 53 Millionen Euro eingespart wurden.

Im Kern werden die Einsparungen durch Einschnitte bei den Materialkosten und den Lieferanten umgesetzt sowie durch eine geringere Anzal an Produktteilen im Sortiment. Die enorm gestiegenen Rohstoffkosten will Grohe mit einem ab Juli geltenden Rohstoffzuschlag auffangen.

Zugleich will Grohe bis 2008 auch über 200 Millionen Euro investieren, davon zwei Drittel an den verbliebenen drei deutschen Standorten Hemer, Lahr und Porta Westfalica. Das Werk im brandenburgischen Bad Herzfeld war Ende 2005 geschlossen worden.

(afp2)
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