US-Investmentbank schreibt rote Zahlen Goldman Sachs tief in der Verlustzone

New York (RPO). Die größte US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt zum zweiten Mal überhaupt rote Zahlen. Milliardenverluste mit seinen Beteiligungen an anderen Banken und Unternehmen zogen den Branchenprimus im dritten Quartal mit 393 Millionen Dollar unerwartet tief in die Verlustzone.

 Die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt das zweite Mal überhaupt rote Zahlen.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt das zweite Mal überhaupt rote Zahlen.

Foto: AP, AP

Allein die Anteile an der chinesischen Bank ICBC musste um 1,05 Milliarden Dollar abgewertet werden, weil deren Aktienkurs um 35 Prozent eingebrochen ist. Insgesamt fraß das Beteiligungsgeschäft 2,48 Milliarden Dollar auf. Analysten hatten zwar mit einem Minus gerechnet, ihre Schätzungen lagen aber deutlich niedriger. Die Goldman-Aktie stieg in New York dennoch um 0,6 Prozent.

Seit dem Börsengang 1999 hatte Goldman Sachs bisher nur im vierten Quartal 2008 - inmitten der Finanzkrise - keinen Gewinn erwirtschaftet. Im gleichen Quartal vor einem Jahr hatte die Bank noch 1,9 Milliarden Dollar verdient. "Unsere Zahlen sind deutlich vom Umfeld beeinträchtigt worden", erklärte Vorstandschef Lloyd Blankfein ernüchtert: "Wir sind über den Quartalsverlust enttäuscht."

Er will den Sparkurs fortsetzen, viele Investmentbanker müssen in den nächsten Monaten mit Kündigungen rechnen. Ein konkretes Abbauziel gab Goldman Sachs im Gegensatz zu anderen Häusern aber nicht bekannt.

Auch Banker müssen Abstriche machen

Seit Ende Juni ist die Belegschaft der Bank still und heimlich schon um vier Prozent geschrumpft. Auch die Banker, die bleiben, müssen Abstriche machen: Im dritten Quartal stellte die Bank fast 60 Prozent weniger für Gehälter und Boni zurück als vor einem Jahr. In den ersten neun Monaten hat Goldman Sachs damit aber immer noch 44 Prozent seiner Einnahmen an die Mitarbeiter verteilt. Die Aktionäre sollen trotz des Verlustes eine stabile Dividende von 35 Cent bekommen.

Investmentbanken weltweit leiden derzeit stark darunter, dass Unternehmen unter dem Eindruck der nahenden Rezession in den USA und der Euro-Schuldenkrise kaum mehr Kapitalerhöhungen und Fusionen wagen. Die Einnahmen im Investmentbanking brachen bei Goldman Sachs in der Folge im dritten Quartal im Vorjahresvergleich um ein Drittel auf 781 Millionen Dollar ein, konzernweit sanken die Erlöse sogar um 60 Prozent.

Das Hoffen auf Besserung

Die Bank hofft jedoch bald auf Besserung: Derzeit seien mehr Transaktionen in Planung oder Vorbereitung als Ende Juni. Finanzvorstand David Viniar sagte vor Analysten, er sei kurzfristig "vorsichtig", aber "langfristig optimistisch". Das vierte Quartal habe uneinheitlich begonnen. Im Handel für ihre Kunden mit festverzinslichen Wertpapieren, Devisen und Rohstoffen büßte die Bank 36 Prozent der Einnahmen ein, im Aktienhandel legte sie dagegen dank höherer Handelsumsätze 18 Prozent zu.

Ein Bilanzeffekt, der anderen US-Großbanken zu stabileren Quartalszahlen verholfen hatte, schlug bei Goldman Sachs kaum zu Buche. US-Institute bewerten ihre eigenen Anleihen stets zu Marktpreisen. Fallen deren Kurse wie in den vergangenen Monaten im Zuge der Euro-Schuldenkrise, reduziert sich automatisch der Buchwert der Verbindlichkeiten.

Bei Goldman schlug das aber nur mit 450 Millionen Dollar zu Buche, der Citigroup brachte das vor Steuern ein Plus von 1,9 Milliarden Dollar. Bei JPMorgan war der Effekt im dritten Quartal ähnlich hoch.

(RTR)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort