Opel-Bieterwettstreit GM öffnet sich für Magna

(RP). Gestern hat der Verwaltungsrat des amerikanischen Auto-Riesen über Opel beraten. Dabei zeichnete sich eine überraschende Trendwende ab. Die Oppositionskritik an den deutschen Subventionen für den Deal wird schärfer. Unterdessen bedauert Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Vertagung einer Entscheidung.

Die Opel-Standorte in Deutschland
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Im Ringen um Opel schien der US-Autobauer General Motors (GM) gestern auf den Kurs der Bundesregierung einzuschwenken und einem Verkauf an Magna zuzustimmen.

Nachdem GM-Vertreter sich wochenlang öffentlich für den Opel-Bieter Ripplewood ausgesprochen hatten, zeichnete sich am späten Abend während einer Sitzung des GM-Verwaltungsrates in Detroit plötzlich ein Stimmungsumschwung ab: "Nach den letzten Gesprächen läuft es auf Magna hinaus", sagte eine mit der Situation vertraute Person. Diese Gerüchte konnten auch nicht durch die Aussage einer GM-Sprecherin widerlegt werden, dass es noch keine offizielle Empfehlung gebe.

Ein Beschluss des GM-Verwaltungsrates ist Grundlage für eine Entscheidung der Opel-Treuhand, die den Verkauf des Autobauers seit der Insolvenz von General Motors überwacht hat und absegnen muss. Von den fünf Mitgliedern des Gremiums stellen Bund und Länder je eines, zwei kommen von GM. Der Vorsitzende Fred Irwing hat kein Stimmrecht.

Bislang hatte die Bundesregierung sich stets für den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna als Käufer für Opel ausgesprochen, während GM den deutschen Autobauer lieber an die belgische Ripplewood-Tochter RHJI verkaufen wollte.

Geheimtreffen

Am Donnerstag hat es nach Informationen unserer Redaktion ein Geheimtreffen von GM-Chef Fritz Henderson und Magna-Co-Chef Siegfried Wolf gegeben. Auch der Chef der russischen Sberbank, German Gref, soll dabei gewesen sein. Magna hat sich für sein Angebot mit der Sberbank zu einem Konsortium zusammengeschlossen.

Ein Insider sagte, es gebe nach dem Treffen "zarte Anzeichen", dass General Motors sich nun doch für Magna entscheiden könnte. Eine endgültige Entscheidung ist aber erst nach Gesprächen mit der Bundesregierung in der nächsten Woche zu erwarten.

Guttenberg bedauert Vertagung der Entscheidung

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat den Automobilkonzern General Motors wegen der Vertagung der Entscheidung über die Zukunft von Opel kritisiert. "Ich bedauere, dass sich der Aufsichtsrat nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte", sagte der CSU-Politiker am Samstag abendblatt.de, der Online-Ausgabe des "Hamburger Abendblatts".

"Bund und Länder haben GM alle Informationen zur Verfügung gestellt, die nach ihrer Auffassung für eine Entscheidung benötigt werden. Auch die Bieter haben noch einmal nachgebessert und unterschriftsreife Verträge vorgelegt", sagte der Minister.

Guttenberg erklärte, es zahle sich nun aus, dass Opel und die anderen europäischen GM-Tochtergesellschaften in eine Treuhandgesellschaft eingebracht worden seien: "Damit haben wir einen stabilen Rahmen, in dem die Gespräche jetzt fortgesetzt werden können."

Magna ist Favorit der Bundesregierung

Die Bundesregierung hatte zuvor ihrer Vorliebe für Magna mit dem Angebot Nachdruck verliehen, dass der Bund und die Opel-Bundesländer Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Garantien für die vom Magna-Konsortium beantragten Kredite über 4,5 Milliarden Euro zunächst auch allein stemmen könnten.

Andere europäische Opel-Länder sollen erst später eingebunden werden, um Verzögerungen durch die unterschiedlichen Regularien in den verschiedenen Ländern zu vermeiden, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums gestern.

Die Opposition hat die finanziellen Zusagen des Bundes scharf kritisiert. Der Versuch, Opel mit Hilfe von Magna zu einem eigenständigen Autobauer zu machen, dürfe nicht dazu führen, "dass der Bund immer neue Risiken übernimmt", sagte etwa Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn dem Handelsblatt.

Auch FDP-Vize Rainer Brüderle warnte vor einseitiger Bevorzugung von Magna. Bekomme der Zulieferer den Zuschlag, "ist die Bundesregierung Opel finanziell sehr eng verbunden, so dass sie sich etwaigen späteren Nachforderungen kaum wird entziehen können", warnte Brüderle. Belegschaft und Zulieferer könnten nur hoffen, dass der Bund mit Magna "nicht auf das falsche Pferd" setze. Für Euphorie in Sachen Opel gebe es derzeit keinen Anlass, sagte der Politiker.

(RP)
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