Sanierung von Opel GM findet keinen Europa-Chef

Düsseldorf (RP). GM-Chef Fritz Henderson blitzt bei seinem Kurzbesuch in Deutschland ab. Die Opelaner bleiben auf Distanz, die Bundesregierung dreht den Geldhahn ab. Auch seine Suche nach einem neuen Europa-Chef ist gescheitert.

Streit um Opel - die wichtigsten Akteure
15 Bilder

Streit um Opel - die wichtigsten Akteure

15 Bilder

Der Versuch von GM-Chef Fritz Henderson, mit einem Kurzbesuch in Deutschland die Wogen zu glätten und um Zustimmung für den Verbleib von Opel bei der US-Mutter zu werben, ist gescheitert. Henderson konnte weder die Opel-Betriebsräte noch die deutsche Politik für sich gewinnen ­ das Echo auf seinen Besuch war durchweg verhalten bis ablehnend.

Eine Telefonkonferenz, auf der Henderson am späten Nachmittag deutsche Journalisten für seine Opel-Pläne begeistern wollte, geriet zur Farce. Weil Henderson wegen technischer Pannen so gut wie nicht zu verstehen war, vertrieb die Presse sich die Zeit mit Witzen. "Hoffentlich funktionieren die Autos bei Opel besser als die Telefone”, raunte es durch die Leitung.

Auch der Versuch der Amerikaner, mit einem neuen deutschen Manager an der Spitze der europäischen GM-Gruppe ein Signal für den Neuanfang zu setzen, ist verunglückt. Es fand sich kein geeigneter Bewerber. Deshalb soll das 59-jährige GM-Urgestein Nick Reilly die Aufgabe nun kommissarisch übernehmen. GM will weiterhin nach einer externen Lösung für diese Schlüsselposition suchen. Bis dahin soll der bisherige Opel-Chef Hans Demant, der sich eigentlich schon in den Ruhestand hatte verabschieden wollen, Reilly zur Hand gehen.

Vor einer Woche hatten die Amerikaner ihre Zusage, Opel an ein Konsortium um den Autozulieferer Magna zu verkaufen, zurückgezogen. Stattdessen will GM Opel nun doch lieber in Eigenregie sanieren. Weil GM aber soeben selbst erst mit 50 Milliarden Dollar von den US-Steuerzahlern vor der Pleite gerettet werden mussten, hat in Deutschland kaum jemand Vertrauen in die Management-Kompetenzen von GM. Außerdem fürchten Beobachter, dass GM bei Opel jetzt besonders viele Arbeitsplätze streichen wird ­ frühere Sanierungskonzepte von GM für Opel sahen dies jedenfalls vor.

Entsprechend zurückhaltend fielen gestern die Reaktionen auf Hendersons Besuch aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte deutlich, dass Henderson sich vorerst keine Hoffnung auf eine umfassende Unterstützung der deutschen Steuerzahler machen kann. Der US-Konzern müsse zum Umbau seiner Europatochter erst einmal selbst in die Tasche greifen, sagte Merkel gestern bei ihrer Regierungserklärung. Trotzdem würde die deutsche Politik alles mögliche tun, um die vier deutschen Opel-Standorte zu sichern.

Auch Opel-Betriebsratschef Klaus Franz zögerte gestern mit einer Bilanz zu seinem Treffen mit Henderson. Zunächst wolle er Einsicht in einen neuen Sanierungsplan haben, den GM für Opel angekündigt hat. Erst danach würden die Arbeitnehmervertreter entscheiden, ob es weitere Gespräche über einen Sanierungsbeitrag der Opelaner geben soll. GM will in Europa rund drei Milliarden Euro an Staatshilfen für die Sanierung von Opel beantragen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort