Glyphosat-Urteil Bayers Traumdeal wird zu Bayers Albtraum

Meinung | Düsseldorf · Die Jury eines US-Gerichts hält den Unkrautvernichter Glyphosat mitverantwortlich für die Krebserkrankung von Ed Hardeman. Das Verfahren gibt für Hunderte weitere Klagen die Richtung vor. Und Bayer kann das Milliarden kosten.

 Das Logo des Bayer-Konzerns in Wuppertal.

Das Logo des Bayer-Konzerns in Wuppertal.

Foto: dpa/Oliver Berg

Zunächst hatte es für Bayer gut ausgesehen, US-Richter Vince Chhabria hatte die Anwälte des krebskranken Klägers Ed Hardeman mehrfach kritisiert, dann drohte die Jury auseinanderzufallen und konnte sich Tage lang nicht einigen. Jetzt aber haben die Geschworenen des Distriktgerichts Kalifornien eine Entscheidung gefällt, die für Bayer sehr teuer werden könnte. Die Geschworenen folgen der Argumentation des Klägers, der das glyphosathaltige Mittel Roundup mitverantwortlich macht für seine Krebserkrankung.

Gewiss: Es handelt sich um die erste Phase der ersten Instanz, zudem muss dieselbe Jury in einer zweiten Phase noch klären, ob Monsanto über Risiken hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfällt. Und nicht zuletzt will Bayer, überzeugt von der Ungefährlichkeit des Produkts, in Berufung gehen. Doch auch der Leverkusener Konzern weiß, dass es sich bei der Causa Hardeman um einen sogenannten Bellwether-Fall handelt – einen repräsentativen Fall, der für über 700 weitere, bei dem Distriktgericht in San Francisco gebündelte Verfahren die Richtung vorgibt.

Die heftige Reaktion der Anleger (die Aktie stürzte zeitweise um über zehn Prozent ab) zeigt, wie ernst die Sache für Bayer ist. Zumal der Konzern auch in einem anderen Fall (Dewayne Johnson) bereits von einer Jury verurteilt wurde - zu 78 Millionen Dollar Schadenersatz.

Eigentlich sollte die Übernahme des US-Konzerns Monsanto dem deutschen Konzern zu neuem Glanz verhelfen und durch steigenden Bewertungen wetterfester machen gegen mögliche Übernahmen. Doch bislang passierte genau das Gegenteil: Wie ein Mühlstein hängen die Glyphosat-Klagen gegen Monsanto an Bayer. Statt sich um Integration und Innovation zu kümmern, muss Bayer sich nun zeit- und kostenfressend gegen 11.200 Klagen wehren.

Das hatte sich Bayer-Chef Werner Baumann ganz anders gedacht. Monsanto wird von Baumanns Traumdeal zu Baumanns Albtraum. Und bei aller berechtigten Kritik an den groben Methoden des US-Anwaltsindustrie: Wenn es Bayer nicht gelingt, die US-Gerichte von Glyphosat zu überzeugen, droht der Unkrautvernichter zum Strategie-Vernichter zu werden. Die Unsicherheit drückt die Aktie schon jetzt tief in den Keller und macht Bayer angreifbarer denn je.

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