Glyphosat-Prozess US-Richterin will Strafe für Monsanto deutlich reduzieren

San Francisco · Das Urteil bleibt zwar bestehen. Doch die Bayer-Tochter Monsanto kommt im Prozess um den Unkrautvernichter Glyphosat wohl glimpflicher davon, als es zunächst schien: Ein US-Gericht will die Strafe deutlich reduzieren. Dennoch kündigt Bayer Berufung an.

 Ein Monsanto-Schild am Hauptsitz der Firma (Archiv).

Ein Monsanto-Schild am Hauptsitz der Firma (Archiv).

Foto: dpa/Daniel Dreifuss

Im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat kommt auf die Bayer-Tochter Monsanto in den USA ein deutlich geringeres Bußgeld zu als zunächst erwartet. Ein kalifornisches Gericht ordnete eine deutliche Reduzierung der Strafe an. Zwar bekräftigte Richterin Suzanne Bolanos am Montag ein Urteil vom August, wonach das Monsanto-Mittel verantwortlich ist für die Krebserkrankung eines Mannes.

Wie aus Gerichtsunterlagen weiter hervorgeht, entschied sie aber auch, dass die ursprünglich zugesprochene Schadensersatzsumme von weit über 200 Millionen Dollar verringert werden müsse. Stattdessen halte sie eine Entschädigung von lediglich 78 Millionen Dollar (68 Millionen Euro) für angemessen, schreibt die Richterin. Dennoch will Monsanto-Konzernmutter Bayer Berufung einlegen. Die deutliche Reduzierung des Strafschadenersatzes durch das Gericht sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, doch sei Bayer nach wie vor überzeugt, dass das Urteil im Widerspruch zu den im Prozess vorgelegten Beweisen stehe, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Leverkusen mit. Daher plane er, Berufung beim California Court of Appeal einzulegen. An der Deutschen Börse in Frankfurt/Main brach der Aktienkurs von Bayer am Vormittag zeitweise um acht Prozent ein.

Das Verfahren ist bedeutend, da in den USA nach jüngsten Angaben rund 8700 Klagen wegen möglicher Erkrankungen durch Glyphosat gegen Monsanto laufen. Der Prozess von Johnson ist der erste in den USA, der sich mit der Frage befasste, ob Glyphosat Krebs verursachen kann. Er war wegen der Schwere der Erkrankung des Klägers vorgezogen worden. Johnson dürfte nach Einschätzung seiner Ärzte wegen der Krebskrankheit nicht mehr lange leben, deshalb hatte er in Kalifornien Anrecht auf einen schnelleren Prozessbeginn. Der ehemals als Platzwart an einer kalifornischen Schule tätige Mann hatte über Jahre glyphosathaltige Produkte von Monsanto eingesetzt und dem Unternehmen vorgeworfen, dadurch an Lymphdrüsenkrebs erkrankt zu sein.

Bayer hatte erklärt, die Entscheidung der Jury stehe im Widerspruch zu bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen und den Einschätzungen von Regulierungsbehörden weltweit. Bayer hatte Monsanto für rund 63 Milliarden Dollar übernommen. Das von dem US-Agrarchemiekonzern entwickelte Glyphosat zählt zu den am meisten eingesetzten Unkrautvernichtungsmitteln in der Landwirtschaft.

(wer/dpa)
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