Gläubiger bestimmen die Zukunft Was unter dem neuen Galeria-Chef anders werden soll

Essen · Am Montag soll die Versammlung den Sanierungsplan absegnen. Mit einem Scheitern rechnet kaum noch jemand. Der künftige Konzernchef Olivier van den Bossche könnte dann im Mai anfangen.

 Der damalige Vorstandsvorsitzende von Kaufhof, Olivier Van den Bossche soll neuer Galeria-Chef werden.

Der damalige Vorstandsvorsitzende von Kaufhof, Olivier Van den Bossche soll neuer Galeria-Chef werden.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Zukunft des Warenhauskonzerns Galeria entscheidet sich am Montag in der Messe Essen. Dort treffen sich die Gläubiger des Unternehmens und stimmen ab über den Rettungsplan, den das Management gemeinsam mit dem Sanierungsexperten Arndt Geiwitz ausgetüftelt hat und der Galeria endlich in ruhigeres Fahrwasser bringen soll. Mit dabei in der Abstimmungsrunde sitzen unter anderem der Bund als großer Kreditgeber, dazu Vermieter, Lieferanten, Warenkreditversicherer und Mitglieder des Galeria-Aufsichtsrates.

Es wird fest damit gerechnet, dass die mehrere Hundert Köpfe starke Gruppe das erarbeitete Konzept durchwinkt. „Niemand will sich nachher den Vorwurf machen lassen, er habe die Zukunft von Galeria auf dem Gewissen“, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Auch wenn womöglich Lieferanten, die jetzt Ja zur Rettung sagen, anschließend eventuell aussteigen oder Galeria nur noch gegen Vorkasse beliefern werden wollen.

Das operative Geschäft wird dadurch nicht einfacher. Aber das ändert nichts daran, dass es erst mal weitergehen dürfte. Auch der Aufsichtsrat geht offensichtlich davon aus, dass die Gläubiger am Montag grünes Licht geben. Wie sonst hätte man schon jetzt verkünden können, dass der bisherige Vertriebsvorstand Olivier van den Bossche nach dem geplanten Abschluss des Insolvenzverfahrens Ende April den aktuellen Konzernlenker Miguel Müllenbach ablösen soll? Einen Chef bekannt geben, zu dem es dann in absehbarer Zeit kein Unternehmen mehr gäbe, weil das abgewickelt werden müsste? Kaum vorstellbar. Also wird van den Bossche wohl im Mai seinen Dienst offiziell antreten. Faktisch ist sein Vorgänger in den vergangenen Wochen schon weitgehend aus dem Rampenlicht verschwunden. Müllenbach war nicht mehr Teil der operativen Galeria-Zukunft. Aber als Aufsichtsrat und Mitglied der Geschäftsführung beim Eigentümer Signa wird er trotzdem weiter eine wichtige Rolle spielen.

Unter neuer Führung soll bei Galeria mal wieder vieles anders und besser werden: So soll das Unternehmen dezentraler geführt werden, mit mehr Verantwortlichkeit auf regionaler Ebene, was bei Teilen des alten Managements auf erheblichen Widerstand gestoßen sein soll. Und unabhängig von der Strategie der Zukunft gibt es auch immer noch die Hoffnung, einzelne Filialen zu erhalten oder zu verkaufen. Die Modekette Aachener beispielsweise hat schon die Übernahme von vier Häusern in Coburg, Cottbus, Frankfurt und Nürnberg angekündigt und erklärt, man gehe davon aus, bis Februar 2024 könnten zehn bis 25 aktuelle Standorte durch die Aachener weitergeführt werden. Ob und wie viele Standorte in Nordrhein-Westfalen darunter sein könnten, ist derzeit noch offen.

Der neue Mann an der Spitze ist im Konzern ein alter Bekannter – zumindest für jene, die aus dem alten Kaufhof-Teil des Warenhaus-Kon­struktes kommen. In Köln war van den Bossche 2014 als Nachfolger des beinahe legendären Lovro Mandac an die Spitze des operativen Geschäfts gerückt. Zuvor hatte der Belgier in seinem Heimatland die Kaufhof-Tochter Inno geführt.

Damals gehörte das Warenhausgeschäft noch der Düsseldorfer Metro-Gruppe, die es aber in Jahr später an die kanadische HBC-Gruppe weiterreichte. Im April 2017 war dann die Mission des Belgiers bei der mit einem erheblichen Umsatzschwund kämpfenden Kette beendet. Danach war der 1975 geborene Manager Vorstandsmitglied bei der niederländischen Kosmetikhandelskette Rituals. Vor neun Monaten kehrte er als Vertriebschef bei Galeria in das deutsche Warenhausgeschäft zurück, am Jahresende war er Mitglied der da nur noch dreiköpfigen Galeria-Geschäftsführung. Zuletzt hatte der Galeria-Bevolllmächtigte Geiwitz dann den geplanten Wechsel von Müllenbach zu van den Bossche nach dem Ende des Insolvenzverfahrens angekündigt.

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