„Gigafactory“ nimmt Betrieb auf Tesla liefert erste E-Autos „Made in Germany“

Berlin · In Grünheide bei Berlin entstand in gut zwei Jahren eine Riesenfabrik für Elektroautos. Bund und Land feiern das als großen Erfolg. Doch es gibt weiter auch Widerstand.

 Teslas „Gigafactory“ in Grünheide.

Teslas „Gigafactory“ in Grünheide.

Foto: AP/Michael Sohn

Gut zwei Jahre nach Baustart legt das erste europäische Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin offiziell los. US-Konzernchef Elon Musk flog zu seiner „Gigafabrik“, um am Dienstag die ersten Elektroautos aus deutscher Produktion an Kunden zu übergeben. Brandenburg feiert das Milliardenprojekt mit künftig 12 000 Mitarbeitern und einer Zielmarke von jährlich 500 000 Autos als Signal für ganz Ostdeutschland. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigten sich zur Eröffnung an.

Umweltschützer protestieren hingegen weiter, vor allem aus Sorge um die Versorgung mit Trinkwasser. Bedenken und Einwendungen im Verfahren seien ignoriert und „Recht gebeugt“ worden, erklärte die Bürgerinitiative Grünheide. Dabei seien die Tesla-Elektroautos „alles andere als klimafreundlich“.

Tesla selbst sieht sich auf einer „Mission, den globalen Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen“. In jedem Fall entsteht deutschen Autobauern wie Volkswagen, BMW oder Audi mit der Riesenfabrik im eigenen Land neue Konkurrenz im stark wachsenden Segment Elektromobilität.

E-Auto-Pionier Musk hatte die Milliardeninvestition in der Nähe von Berlin im November 2019 angekündigt und im Februar 2020 mit dem Bau begonnen. Musk verließ sich dabei zunächst auf vorzeitige Zulassungen des Landes Brandenburg. Ursprünglich wollte Musk schon ab Mitte 2021 in Grünheide produzieren. Doch die Genehmigung dauerte länger als geplant, unter anderem weil Tesla eine Batteriefabrik erst nachträglich anmeldete. Diese ist noch im Bau.

Die endgültige Genehmigung für die Riesenanlage - Tesla spricht von Produktionseinheiten auf einer Gesamtfläche von über 227.000 Quadratmetern - kam erst vor rund zwei Wochen, als bereits der Probebetrieb lief. Erteilte Auflagen versuchte Tesla rasch abzuarbeiten. Nach Konzernangaben sind in Grünheide bereits mehr als 3000 Menschen tätig, nach weiteren Mitarbeitern in Dutzenden Sparten wird auf der Webseite gesucht.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sieht eine positive Wirkung für ganz Ostdeutschland. „Ich glaube schon, dass wir in Ostdeutschland in einer sehr guten Entwicklungsphase sind“, sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. „Nach mehr als 30 Jahren, mit Verlaub gesagt, wurde es auch Zeit.“ Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach zeigte sich im RBB-Inforadio stolz, dass Brandenburg allen „ein Schnippchen geschlagen“ habe.

Beide Landespolitiker wiesen Sorgen wegen des Wasserverbrauchs der Fabrik von sich: „Es gibt kein Mengenproblem“, sagte Woidke. Zwar liege die neue Fabrik in einem Wasserschutzgebiet, doch seien alle Auflagen eingehalten worden.

Produziert wird in Grünheide zunächst das Model Y Performance, ein etwa zwei Tonnen schwerer Mittelklassewagen mit einer offiziellen Reichweite von 514 Kilometern und einer Beschleunigung von Null auf 100 Kilometer pro Stunde in 3,7 Sekunden. Den Einstiegspreis gibt das Unternehmen mit 63 990 Euro an.

Tesla betont, die Fabrik sei unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien erbaut, die Beeinträchtigung der Tierwelt gering gehalten und Bäume auf Ersatzflächen seien nachgepflanzt worden. Der Wasserverbrauch je Fahrzeug sei niedriger als bei Konkurrenten.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie lobte die schnelle Umsetzung des Projekts. „Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm der Deutschen Presse-Agentur. Die intensive Unterstützung durch die Landesregierung habe das Verfahren erheblich beschleunigt. Die deutschen Industrieunternehmen wünschten sich ähnlichen Rückhalt für jedes Genehmigungsverfahren.

Auch die IG Metall begrüßte den Start der Tesla-Fabrik. Mit den Arbeitsbedingungen hinke Tesla allerdings im innerdeutschen Vergleich hinterher, erklärte Bezirksleiterin Birgit Dietze.

(th/dpa)
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