Berggruen lehnt Angebot ab Gezerre um Karstadt nimmt kein Ende

Frankfurt/M (RP). Das Tauziehen um die Übernahme der insolventen Warenhauskette Karstadt nimmt kein Ende. Der Investor Nicolas Berggruen habe ein verbessertes Angebot des Vermieter-Konsortiums Highstreet am Wochenende rundweg abgelehnt, sagte ein Highstreet-Sprecher. "Wir sind über unsere Schmerzgrenze hinausgegangen und haben ihm ein weiteres Mal die Hand gereicht."

Die Eigentümer der Häuser seien inzwischen bereit, mehr als 400 Millionen Euro auf die ursprünglich vereinbarten Mieten nachzulassen. Die Differenz zu Berggruens Forderung habe sich damit etwa halbiert. Doch der Investor rücke davon nicht ab. "Kompromiss heißt, dass beide Seiten etwas geben", mahnte der High-street-Sprecher. Von einem Scheitern der Verhandlungen wollte aber keiner der beiden Kontrahenten sprechen.

Berggruens Sprecher bezeichnete die Ablehnung der jüngsten Offerte als "ganz normalen Vorgang" und sprach von einem Zwischenstand der Verhandlungen. Der Milliardär und das Konsortium, an dem Fonds von Goldman Sachs (Whitehall), der Deutschen Bank (RREEF) sowie Generali, Pirelli Real Estate und Borletti aus Italien beteiligt sind, haben noch bis Mitte Juli Zeit, sich zu einigen. Berggruen hatte angeboten, Karstadt zu übernehmen und die 120 Häuser weiter zu betreiben — und mit seiner Offerte vorläufig den Zuschlag erhalten.

Während er die 25.000 Mitarbeiter starke Belegschaft schonen will, fordert er von Vermietern und Lieferanten weitere finanzielle Zugeständnisse. Einigen sie sich nicht, ist der unterzeichnete Kaufvertrag wieder hinfällig und die Zukunft des Konzern wieder offen.

Berggruen hat den Vermietern Finanzkreisen zufolge auch eine Beteiligung am Erfolg von Karstadt angeboten. Für 30 Millionen Euro sollen sie zehn Prozent des Gewinns erhalten, sobald Berggruen seinen Eigenkapital-Einsatz von 65 Millionen Euro verdoppelt hat, wie zwei mit der Offerte vertraute Personen sagten. Highstreet sei grundsätzlich bereit, darauf einzugehen, fordere aber eine finanzielle Gleichbehandlung. Der Sprecher Berggruens wies Berichte zurück, wonach der Investor Karstadt zerschlagen will. "Wir garantieren, dass alle Standorte weiterbetrieben werden", sagte er. Das geht auch aus einem Brief Berggruens an die Belegschaft hervor.

"Neues Geld allein genügt bei Karstadt nicht mehr, um aus der Krise zu kommen. Wir werden auf der Basis der vorhandenen Struktur eine zeitgemäße, moderne Neuausrichtung des Unternehmens anstreben", heißt es darin. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, dass Berggruen fünf Karstadt-Sport- und zwei Luxushäuser in eigene Gesellschaften abspalten wolle. Ein Sprecher Berggruens bezeichnete die Meldung als "kalten Kaffee".

Betriebsratschef will Krisentreffen von Gläubigerausschuss

Der Betriebsratschef Karstadt, Hellmut Patzelt, fordert ein Krisentreffen des Gläubigerausschusses. "Die Karstadt-Beschäftigten fragen mich als Mitglied des Gläubigerausschusses, wie es um die aktuellen Verhandlungen steht und erwarten entsprechende Antworten, die ich nicht geben kann", sagte Patzelt der "Bild"-Zeitung (Dienstagssausgabe). Er halte daher ein außerordentliches Treffen des Gläubigerausschusses für sinnvoll. "Es kann nicht sein, dass wir am Ende der Verhandlungen zwischen Highstreet und Berggruen ohne Käufer dastehen und 25.000 Arbeitsplätze wieder in Gefahr sind. Das Unternehmen dürfe nicht zerschlagen werden.

(RTR/ddp/RP)
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