Kommen weitere Stellenkürzungen Gewinneinbruch für Versicherer Ergo

Düsseldorf · Die Kosten für den Umbau im Vertrieb belasten das Unternehmen. 2014 und 2015 könnten weitere 400 Jobs wegfallen. Für die Zukunft der Lebensversicherer ist die Prognose düster. Aber Ergo verliert auch an anderen Stellen Einnahmen.

Deutschlands Lebensversicherer klagen seit Jahren über die niedrigen Zinsen. Die führen nämlich dazu, dass die Unternehmen bei ihren Kapitalanlagen wenig verdienen, wegen der Garantieversprechen an viele Kunden aus alten, hochverzinsten Policen aber dennoch bei Ablauf viel Geld auszahlen müssen. Die Konsequenz: "Der Zins im Bestand geht weiter runter", sagte am Mittwoch Ergo-Chef Torsten Oletzky. Im "aktuellen Zinsumfeld" sei die Ertragslage in der Branche kritisch.

Entsprechend vehement spricht sich Oletzky natürlich wie die anderen Vertreter dagegen aus, die Beteiligungsreserven wie bisher auszuschütten, und spricht davon, dass dies andere Kunden benachteilige und allen, also Kunden und Unternehmen, schade. Die Prognose ist düster für die Lebensversicherer. "Richtig gerechnet", lasse sich kein Geld damit verdienen, sagt Oletzky. Niedrige Zinsen und billiges Geld seien gut für die Krisenbanken und -länder, aber schlecht für die Sparer, Versicherte und Versicherungskonzerne.

Oletzky verweist auf Kosten für Vertriebsumbau

Für potenzielle Kunden ist das Produkt Lebensversicherung derzeit nicht mehr sonderlich attraktiv. Im Sommer versucht Ergo wie die Allianz mit einer neuen Variante gegenzusteuern, aber einstweilen stehen erst einmal alarmierende Zahlen im Raum. Bei Ergo ist das Neugeschäft in der Sparte im vergangenen Jahr schon um 20 Prozent eingebrochen, vor allem, weil die Einmalbeiträge stark zurückgegangen sind. In der Erfolgsrechnung stehen für das deutsche Geschäft Verluste von neun Millionen Euro.

Das, so betont Oletzky zwar, sei ein einmaliger Effekt und hänge auch mit hohen Kosten für den Umbau im Vertrieb zusammen. Aber das leicht positive Ergebnis, das er für das laufende Jahr im Lebensversicherungsgeschäft erwartet, ist kein Anlass zu Euphorie.
Gleichzeitig gehen Ergo auch an anderen Stellen im Konzern Einnahmen verloren.

Im internationalen Bereich ging das Neugeschäft in der Lebensversicherung um 15 Prozent zurück, die Gesundheitssparte verlor sogar 18 Prozent ihrer Prämien. Hier hat Ergo Geschäft abgegeben, unter anderem die Tochtergesellschaften in Portugal und Korea. Profitablität soll im Konzern über Wachstum gehen, wie Finanzvorstand Christoph Jurecka am Mittwoch erklärte.

Insgesamt hat Ergo im Jahresvergleich etwa 1,7 Milliarden Euro an Prämieneinnahmen verloren. Das entspricht einem Minus von mehr als acht Prozent. Davon gehen fast drei Viertel auf Verkäufe zurück.

Etwa 17 Prozent weniger verdient als im Vorjahr

Der Umbau im Vertrieb kostet den Versicherer 128 Millionen Euro. Es gibt nur noch zwei statt wie früher fünf Vertriebswege, die Zahl der Regionaldirektionen schrumpft von 218 auf 120. Den Abbau von 1350 Arbeitsplätzen hat Ergo bereits im Sommer des vergangenen Jahres angekündigt. Noch laufen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über die Modalitäten.

Man wolle eine Einigung erzielen, in der betriebsbedingte Kündigungen über Jahre ausgeschlossen werden könnten, sagt Oletzky, aber man habe noch keine Antwort vom Betriebsrat erhalten. Damit ein solcher Verzicht möglich wäre, müssten allerdings genug Mitarbeiter Angebote für Abfindungen oder vorgezogenen Ruhestand akzeptieren.

Zudem hat das Unternehmen bereits beschlossen, in diesem Jahr 200 weitere Stellen zu streichen. In gleicher Größenordnung könnten jeweils im nächsten und im übernächsten Jahr ebenfalls Arbeitsplätze abgebaut werden — jedenfalls, wenn sich auf der Einnahmenseite des Konzerns nichts gravierend zum Besseren wendet.

Die Umbaukosten haben jedenfalls den Gewinn für 2012 einbrechen lassen. Unter dem Strich hat Ergo ungefähr 17 Prozent weniger verdient als im Vorjahr. Operativ hat sich der Konzern dagegen in gleicher Größenordnung verbessert. Für das laufende Jahr kündigte Finanzvorstand Jurecka gestern einen Gewinn an, der zwischen 350 Millionen und 450 Millionen Euro betragen soll.

(das)
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