Starker Euro, schwache Konjunktur Gewinneinbruch bei Volkswagen

Wolfsburg (rpo). Volkswagen, Europas größter Autobauer, kämpft mit einem Gewinneinbruch. Im ersten Halbjahr 2003 ist das Ergebnis um über 50 Prozent gesunken.

<P>Wolfsburg (rpo). Volkswagen, Europas größter Autobauer, kämpft mit einem Gewinneinbruch. Im ersten Halbjahr 2003 ist das Ergebnis um über 50 Prozent gesunken.

Volkswagen hat das Ergebnis des laufenden Jahres weitgehend abgeschrieben, erwartet aber wieder deutlich steigende Gewinne für 2004 und danach. Es geben "einen sehr positiven Ausblick für 2004 und die folgenden Jahre", sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder bei einer Telefonkonferenz am Freitag. Ab 2004 würden neue Modelle voll in den Verkauf gehen und Gewinn bringen. Gleichzeitig werde Volkswagen von den Kosten der Produktionsanläufe entlastet, die sich 2003 auf ungewohnt hohe 1,2 Milliarden Euro türmen.

Für 2003 dämpfte Pischetsrieder aber noch einmal die Erwartungen. Das operative Ergebnis werde "deutlich unter dem des Jahres 2002 liegen", teilte der Autokonzern in der Halbjahresbilanz mit. Bisher hatte VW nur von einem "unter dem Vorjahr" liegenden Ergebnis gesprochen.

Als Hauptgrund für den verdüsterten Ausblick nannte VW die Krise in Brasilien, wo wegen Überkapazitäten 4.000 VW-Arbeiter gehen müssen. Der Kurs der VW-Aktie stieg dennoch bis gegen Mittag um 1,6 Prozent auf 36,90 Euro.

Absatzrückgänge, die Euro-Stärke und hohe Anlaufkosten für neue Modelle bescherten Volkswagen in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Gewinneinbruch von über 57 Prozent. Das Ergebnis nach Steuern sank von 1,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2002 auf nun 596 Millionen Euro. Das operative Ergebnis fiel um 52 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Umsatz sank um 2,8 Prozent auf 42,8 Milliarden Euro. Auch die Dollarschwäche lastete auf VW und kostete nach Firmenangaben 800 Millionen Euro.

Allerdings lief das zweite Quartal 2002 bereits besser als das erste Quartal, das Ergebnis nach Steuern verdoppelte sich fast. Für das restliche Jahr sollen der neue Golf, sinkende Kosten für Anläufe und weniger Investitionen das Bild aufhellen. 2004 dann werden Golf, Audi A3 und A8, Touareg, Touran und andere neue Modelle ganzjährig verkauft werden, was nach den VW-Erwartungen dem Umsatz treiben solle. Beim teuren Touareg zum Beispiel werden statt 50.000 Stück Absatz in 2003 90.000 Stück in 2004 erwartet.

Marktanteil weltweit fast stabil

Weltweit gesehen hielt Volkswagen den Marktanteil im ersten Halbjahr fast stabil bei 11,7 Prozent nach 11,8 Prozent 2002. Im Hauptmarkt Deutschland gab es einen Rückgang um 0,9 Prozent, Europa fiel um 5,1 Prozent. VW leidet nach eigenen Angaben an einer Verkaufsschwäche des wichtigsten Modells Golf, bei dem im Herbst ein Modellwechsel ansteht. Gut liefen den Angaben zufolge schon jetzt dagegen die vor kurzem neu eingeführten Modelle Touran, Touareg, Audi A3 und Audi A8 und der Seat Ibiza.

In Nordamerika verderben Rabattschlachten der großen US-Hersteller das Geschäft, weil VW sich bei Rabatten nach eigenen Angaben weitgehend zurückhält. Der Absatz fiel um 7,2 Prozent, in den USA sogar um 11,8 Prozent. In Südamerika läuft es ebenfalls nicht rund: In Brasilien brach der Absatz um 21 Prozent ein. Auch Südafrika knickte ein, um 9 Prozent.

VW hat die angekündigte Entlassung von fast 4000 Arbeitern in Brasilien auf großen Druck der Gewerkschaften zurückgenommen. Die je nach Fabrik bis 2004 und 2006 geltenden Abkommen zur Arbeitsplatzstabilität würden respektiert, teilten beide Seiten nach dreistündigen Verhandlungen am Donnerstagabend (Ortszeit) in Sao Paulo mit. Auch General Motors gab Pläne zur Entlassung von 600 Arbeitern auf. Gewerkschaften hatten mit "einem nie da gewesenen Krieg" mit Streiks und Besetzungen gedroht.

Volkswagen wies allerdings darauf hin, dass weitere Verhandlungen nötig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und auch des Standsorts Brasilien zu sichern. "Wir wollen, dass die Gewerkschaften sich bei Plänen zum Transfer von Mitarbeitern flexibler zeigen", sagte der stellvertretende Leiter der Personalabteilung von VW do Brasil, Joao Rached.

Gute Zahlen liefert dagegen China, wo VW an der Kapazitätsgrenze produziert und gerade den Ausbau zweier als Joint Ventures betriebener Werke angekündigt hatte: Der Absatz im ersten Halbjahr stieg um 41 Prozent auf 378.000 Fahrzeuge. Allerdings fiel der Marktanteil um 5 Prozent auf 32,3 Prozent.

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