Bundesweite Arbeitsniederlegung Lokführerstreik legt Zugverkehr lahm

Berlin · Die Warnstreiks der Lokführer am Samstagmorgen sorgen den ganzen Tag für massive Verspätungen. Zehntausende Reisende sind betroffen. Auch viele Bahnkunden in Nordrhein-Westfalen sind betroffen.

Verspätung wegen Bahnstreik: Das sind Ihre Rechte
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Verspätung wegen Bahnstreik – das sind Ihre Rechte

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Foto: dpa, rwe htf

Nach Angaben der Bahn sind rund 1000 Züge ausgefallen oder mit langer Verspätung angefahren. Ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL hatte zuvor gesagt, dass 90 bis 95 Prozent der Züge vom Ausfall betroffen seien. Mit Verspätungen sind jedenfalls noch den ganzen Tag zu rechnen. Dabei war der Warnstreik nur auf drei Stunden angesetzt.

Bundesweit legten Lok- und Rangierführer sowie Zugbegleitpersonal im Personen- und Güterverkehr ab 5.45 Uhr die Arbeit nieder. Getroffen werden damit vor allem Reisende im Rückreiseverkehr zum Ende der Schulferien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Auch nach Streikende um 9 Uhr sind die Auswirkungen zu spüren, da abgestellte Züge erst wieder in den Betriebsablauf integriert werden müssen. Schwerpunkte des Arbeitskampfes lagen vor allem im Norden, in Berlin, in der Region Leipzig und punktuell in Nordrhein-Westfalen und in Bayern.

Nur wenige Züge in den Städten

Bei der Berliner S-Bahn fuhren am Morgen nach Angaben des Betreibers auf den meisten Linien nur noch einzelne Züge. In Hamburg verkehrten die S-Bahnen nur im 20-Minuten-Takt, in München fiel etwa jede fünfte S-Bahn aus.

Am Münchner wie auch am Hamburger Hauptbahnhof bildeten sich Schlangen an den Schaltern, vor allem Urlaubsreisende waren hier betroffen. Bahn-Mitarbeiter verteilten Kaffee und Verspätungsformulare an die Wartenden.

Auch in Niedersachsen und Bremen blieben Fernreisezüge während des Streiks in den Bahnhöfen stehen. Ausgenommen von der Aktion waren dort im Regionalverkehr DB-Konkurrenten wie der Metronom oder die Nordwestbahn. Betroffen war auch die S-Bahn in Hannover.

GDL fordert für Prozent mehr Geld

Die Bahn setzte in den Zügen und auf den Bahnhöfen mehrere Hundert Mitarbeiter zur Verstärkung ein - vor allem beim Service-Personal, den Betriebszentralen und Transportleitungen sowie bei der Reisenden-Information. Bereits am vergangenen Montag hatte ein Warnstreik die Fahrpläne durcheinandergewirbelt.

Die GDL will mit den Streiks ein besseres Tarifangebot von der Bahn erzwingen. Die Gewerkschaft verlangt fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit. Sie erhebt ihre Forderungen auch für Zugbegleiter und andere Beschäftigte in den Zügen. Damit tritt sie in Konkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Sollte die Deutsche Bahn kein neues Tarifangebot vorlegen, will die GDL "in den nächsten Tagen" eine Urabstimmung für unbefristete Streiks einleiten, sagte der GDL-Sprecher. Für eine Zustimmung sind 75 Prozent Ja-Stimmen erforderlich. "Wenn die Bahn nicht mit uns verhandelt, haben wir kein anderes Mittel", sagte Weselsky im Westdeutschen Rundfunk.

Der GDl-Chef warf der Bahn eine Blockadehaltung vor, mit der sie eine tarifpolitische Unterwerfung unter eine andere Gewerkschaft verlange.
Das führe dazu, dass die GDL weder über Überstundenbegrenzung verhandeln könne noch über eine Senkung der Wochenarbeitszeit.

Italienische Fluglotsen streiken

Bei der Lufthansa lief der Flugbetrieb am Samstagmorgen hingegen wieder planmäßig an. Ausgenommen davon seien allerdings Verbindungen, die von einem Streik der italienischen Fluglotsen betroffen seien, sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters.

Dabei handele es sich um 20 Flüge. Die Lufthansa-Piloten waren am Freitagabend für sechs Stunden in den Streik getreten. Die Kranich-Linie musste zwar nach eigenen Angaben 218 Flüge streichen, so dass insgesamt 26.000 Passagiere von der Arbeitsniederlegung betroffen waren. Von den 2200 Hotelbetten, die die Fluggesellschaft in der Rhein-Main-Region für gestrandete Passagiere gebucht hatte, wurde jedoch nur weniger als die Hälfte benötigt.

Auch von den gut 400 im Transitbereich des Flughafens aufgestellten Betten für Passagiere ohne Visum war nur ein Bruchteil belegt. Die 5400 Piloten der Lufthansa kämpfen für die Beibehaltung ihrer betriebsinternen Frührente - die Konzernspitze hält die Regelung auf Dauer hingegen für unbezahlbar. Eine Annäherung ist nicht in Sicht, weshalb die Piloten betonen, dass es nach dem Ausstand am Freitag jederzeit zu neuen Streiks kommen kann.

(REU)
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