GDL plant nächsten Arbeitskampf Bahn reagiert mit Unverständnis auf neue Streikdrohung

Düsseldorf · Die Bahn bietet den Lokführern 4,7 Prozent mehr Gehalt und eine Einmalzahlung. Die Antwort kommt postwendend. Der nächste Arbeitskampf scheint beschlossene Sache. Wann die Gewerkschaft GDL losschlägt, lässt sie noch offen.

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Es ist der letzte Satz einer Mitteilung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) an ihre Mitglieder, der für Bahnkunden nichts Gutes verheißt. Auf einer Din-A4-Seite haben die GDL-Verantwortlichen zunächst wortreich das jüngste Angebot der Deutsche Bahn auseinandergepflückt und festgestellt, dass die Beschäftigten zu Recht Druck gemacht und längere Streiks gefordert hätten. Und dann die sieben abschließenden Worte, die es in sich haben: "Nun denn - diesmal wird es richtig lange." Also wieder Streiks bei der Deutschen Bahn. Und offenbar deutlich massiver als bislang. Wann genau der Arbeitskampf beginnen soll und wie lange er dauert, ließ die Gewerkschaft offen. In der Vergangenheit hatte sie jedoch grundsätzlich 24 Stunden vor Beginn die Zugreisenden informiert.

Nichts geht mehr in dem wohl schwierigsten Tarifkonflikt der Republik. Ein Spitzengespräch zwischen den beiden Hauptakteuren, GDL-Chef Claus Weselsky und Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber, sollte am Mittwochabend dafür sorgen, dass sich beide Seiten zumindest wieder an einen Tisch setzen, um über Inhalte zu verhandeln. Doch auch das Krisengespräch brachte keinen sichtbaren Erfolg.

Die Bahn versuchte es anschließend mit einem neuen Angebot: Die Löhne sollten demnach ab Juli in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent angehoben werden. Dazu wäre eine Einmalzahlung von 1000 Euro für die zurückliegenden Monate gekommen - von denen allerdings bereits 750 Euro geflossen sind. Nach Angaben von Personalvorstand Ulrich Weber entspricht die Höhe des Angebots ungefähr dem Abschluss im öffentlichen Dienst.

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Foto: dpa, Arno Burgi

Die Antwort kam postwendend per Mitteilung: Die GDL sprach von "Dreistigkeit" und zerlegte Webers Vorschlag nach Strich und Faden. Demnach habe dieser eine Erhöhung von 3,2 Prozent ab Juli und eine weitere Anpassung um 1,5 Prozent im kommenden Jahr vorgesehen, womit die Laufzeit 30 Monate betrage. Laut GDL bedeute dies, dass für 24 Monate eine Entgelterhöhung von rund drei Prozent wirksam werde. "Das ist natürlich viel zu wenig!" Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche sowie die Einstellung von mehr Personal.

Von der Bahn komme weiterhin kein Angebot zur Absenkung der Arbeitszeit, kein Angebot zur Begrenzung von Überstunden, kein Angebot zur Belastungssenkung für das Zugpersonal, kein Angebot zur Ergebnisbeteiligung, kein Angebot zur Einführung einer weiteren Entgeltstufe, heißt es in dem GDL-Schreiben weiter.

Größter Knackpunkt bleibt aber wohl die Bezahlung der Lokrangierführer. Die Gewerkschaft fordert, dass diese den übrigen Lokführern gleichgestellt werden und wirft dem Management vor, diese Berufsgruppe als "Billig-Lokomotivführer" zu missbrauchen. Eine Lohnapassung würde jedoch das alte Tarifgefüge der Bahn durcheinanderwirbeln - ein Zustand, den das Management um jeden Preis vermeiden will.

Die Bahn reagierte am Freitag mit Unverständnis auf die neue Streikdrohung: "Dazu gäbe es keinen Grund. Unser neues Angebot ist sehr seriös und soll den Tarifkonflikt befrieden", sagte Personalvorstand Weber unserer Zeitung. Ein Lohnplus von insgesamt 4,7 Prozent, Strukturverbesserungen, Vorschläge für mehr Familienfreundlichkeit - in anderen Branchen seien das Ergebnisse von Verhandlungen. "Von der GDL haben wir bisher nichts dazu gehört. Wir haben auch noch gar nicht über höhere Löhne oder Entlastung verhandelt", sagte der Bahn-Manager. Die GDL müsse endlich zeigen, ob sie überhaupt an einem Einvernehmen interessiert ist. "Wir wollen Ergebnisse, wenn es am Verhandlungstisch nicht geht, brauchen wir eine neutrale Instanz in einem Schlichtungsverfahren."

(RP)
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