Nach Abrechnung auf der Hauptversammlung Gewerkschaft stellt sich hinter Bayer-Chef Baumann

Leverkusen · Es gibt keinen Grund, einen Rücktritt zu fordern, meint die IG BCE. Fondsgesellschaften geben nach ihrem Misstrauensvotum dem Vorstand eine zweite Chance. Anleger strafen die Aktie dennoch ab: Die Gefahr der Zerschlagung steige, so ein Analyst.

 Bayer-Chef Werner Baumann (links) mit Werner Wenning.

Bayer-Chef Werner Baumann (links) mit Werner Wenning.

Foto: AP/Martin Meissner

Nach der turbulenten Hauptversammlung von Bayer versuchen Investoren, die Wogen zu glätten. Auch die Arbeitnehmer stärken Vorstandschef Werner Baumann den Rücken. „Trotz der Nicht-Entlastung des Vorstands gibt es keinen Grund, einen Rücktritt zu fordern. Im Gegenteil: Die Arbeitnehmer stehen hinter dem Bayer-Vorstand“, sagte Frank Löllgen, Landesbezirksleiter der IG BCE, unserer Redaktion.

Große Fondsgesellschaften geben Baumann nun mehr Zeit. „Einen Austausch des Managements würden wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht für sinnvoll erachten“, teilte die Deutsche-Bank-Tochter DWS mit. Sie hatte sich bei der Abstimmung über die Entlastung enthalten. Union Investment und Deka hatten wegen der massiven Kursverluste und der Monsanto-Rechtsrisiken dagegen gestimmt. Der Vorstand habe „eine zweite Chance verdient, um die Risiken in den Griff zu bekommen“, so Union Investment. Ein überstürzter Austausch von Baumann würde das Risiko einer Zerschlagung nur erhöhen.

Auch im Konzern setzt man darauf, das Ganze aussitzen zu können. Baumann und Wenning würden jetzt den Stahlhelm aufziehen und kämpfen, heißt es in Konzernkreisen.

Per E-Mail versuchte der Vorstand, die Belegschaft zu beruhigen: „Freunde und Familienangehörige werden Ihnen Fragen stellen. Es ist wichtig, dass Sie wissen, dass diese Abstimmung keine rechtlichen Auswirkungen hat – so enttäuschend das Votum auch ist“, schreiben die Vorstände an die 118.000 Mitarbeiter. „Wir werden sehr hart arbeiten, um das Vertrauen der Aktionäre zurück zu gewinnen.“ Erneut betonte der Vorstand: „Der Aufsichtsrat hat sich davon überzeugt, dass die Mitglieder des Vorstands sowohl beim Abschluss der Übernahmevereinbarung mit Monsanto als auch beim Vollzug der Übernahme ihre rechtlichen Pflichten in jeder Hinsicht eingehalten haben.“

Die Anleger straften Bayer dennoch ab: Die Aktie fiel am Montag um 3,5 Prozent auf 59 Euro. Durch das Misstrauensvotum steige die Wahrscheinlichkeit, dass Bayer ein Übernahmeziel werden oder aktivistische Investoren auf eine Aufspaltung drängen könnten, sagte Analyst Markus Mayer. Der US-Hedgefonds Elliott soll bereits vor längerem bei Bayer eingestiegen ein, noch liegt der Anteil aber unter der meldepflichtigen Schwelle von drei Prozent. Der Fond von Milliardär Paul Singer hat schon viele Vorstände zu Fall gebracht.

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