Pharmahändler aus Stuttgart Gespräche um Zukunft Celesios könnten sich ziehen

Düsseldorf/Frankfurt · Bei den Verhandlungen um eine milliardenschwere Übernahme des Pharmahändlers Celesio zeichnet sich Finanzkreisen zufolge keine rasche Einigung ab. Der Poker um die Zukunft Celesios könne noch andauern, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters. Möglicherweise könnte aber bis zum Monatsende ein Ergebnis erzielt werden, sagt einer der Insider.

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Foto: ddp

Der US-Branchenprimus McKesson führt den Kreisen zufolge Gespräche über einen milliardenschweren Kauf des Stuttgarter Unternehmens und hat Einblick in die Bücher. Die Verhandlungen sind den Informationen zufolge in einem fortgeschrittenen Stadium. Celesio sowie Celesio-Mehrheitseigner Haniel lehnten eine Stellungnahme ab. Ein erster Celesio-Aktionär signalisierte aber bereits, dass er bei einem attraktiven Angebot aussteigen könnte.

Der Duisburger Haniel-Holding kommt bei den Übernahmeverhandlungen eine Schlüsselrolle zu. Der Mischkonzern hält gut 50 Prozent an der Stuttgarter Firma, die mit einem Jahresumsatz von mehr als 22 Milliarden Euro zu den größten Pharmahändlern in Europa zählt. Haniel könnte sich mit einem Verkauf seiner Schuldenlast entledigen, die aktuell bei rund 1,75 Milliarden Euro liegen.

Haniel ist derzeit noch abhängig von seinen beiden Großinvestments, neben Celesio ist dies der Handelsriese Metro. Konzern-Chef Stephan Gemkow hatte immer wieder betont, er wolle eine "bessere Balance" der Beteiligungen erreichen. Will Gemkow aber in neue Branchen abseits des Handels investieren, muss er die Schulden des Konzerns reduzieren. Ein attraktives Angebot für Celesio müsste er zumindest intensiv prüfen.

Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, McKesson könnte 22 Euro je Aktie bieten — inklusive Schulden wäre Celesio den Amerikanern damit gut fünf Milliarden Euro wert. In Finanzkreisen hieß es indes, dies sei wohl zu hoch gegriffen.

"22 Euro je Aktie sehr attraktiv"

"Ein Angebot über 22 Euro je Celesio-Aktie wäre sehr attraktiv. Ich würde sofort tendern", sagte Union-Investment-Fondsmanager Sebastien Buch. Für ihn wäre es indes "eine Überraschung", wenn eine Transaktion letztlich zustande käme, sagte er Reuters weiter. Celesio befinde sich bei seiner Neuausrichtung erst am Anfang und gerade US-Konzerne würden normalerweise eher gut laufende europäische Firmen übernehmen. Auch eine Übernahmeschlacht erwarte er nicht. Union Investment ist mit einem Anteil von 0,7 Prozent achtgrößter Aktionär von Celesio. Das Interesse der Amerikaner an Celesio hängt mit dem steigenden Kostendruck im US-Pharmagroßhandel zusammen.

Zusammenschlüsse und die Erschließung neuer Märkte sind für die US-Konzerne eine Möglichkeit, durch Größe mehr Preismacht zu bekommen. Größere Übernahmeziele gibt es dabei vor allem in Europa, in Asien und Südamerika ist der Markt stark fragmentiert. Nach Einschätzung der Berenberg Bank ist unter allen möglichen Interessenten McKesson der passendste Kandidat.

"Durch Internationalisierung des Geschäfts kann der Konzern nicht nur seine geographische Aufstellung ausbauen", kommentierte das Bankhaus. Er könne zudem weltweit schlagkräftiger werden — insbesondere im Einkauf.

Die Analysten der DZ Bank halten ein Joint Venture für wahrscheinlicher als eine Übernahme. "McKesson ist mit den europäischen Pharmahandelsmärkten nicht besonders vertraut, so dass eine Übernahme ein hohes Risiko darstellt", geben sie zu bedenken.

(REU)
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