Airline meldet Insolvenz an Das müssen Germania-Passagiere jetzt wissen

Düsseldorf · Die Airline Germania hat nach ihrem Insolvenzantrag den Flugverkehr in der Nacht zu Dienstag mit sofortiger Wirkung gestoppt. Eine Kostenerstattung wird es wohl nicht geben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Haben Kunden Ersatzansprüche?

Kunden, die Flugtickets bei Germania gekauft haben, stehen wohl erst mal im Regen. Mit einer Entschädigung ist nicht zu rechnen. „Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, besteht aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung“, heißt es in einer Mitteilung auf Germanias Internetauftritt. Das ist laut der Flugrechtsexpertin Sabine Fischer-Volk der normale Vorgang im Fall einer Insolvenz. Besser würde es hier Kunden treffen, die eine Pauschalreise über einen Veranstalter gebucht haben: „Wer eine Pauschalreise gebucht hatte, ist rechtlich gesehen im Vorteil, weil der Veranstalter für eine Ersatzbeförderung sorgen muss.“

Wie sollten sich Pauschalreisende verhalten?

Am besten ist es, so schnell wie möglich den Kontakt zum Reiseleiter zu suchen und diesen in die Pflicht zu nehmen. Er ist für den Ersatz verantwortlich. Wer auf eigene Faust eine Rückreisemöglichkeit gefunden hat, sollte den Reiseanbieter auffordern, bis zu einer bestimmten Frist dieses Angebot auf dessen Kosten zu buchen.

Gibt es Angebote von anderen Fluglinien?

Ja, wie bereits bei der Pleite von Air Berlin bieten andere Airlines Passagieren, die im Ausland gestrandet sind, vergünstigte Tickets an. Diese Kunden können unter anderem bei Eurowings, Condor und Lufthansa Rückflüge buchen. Eurowings und Condor wollen die Hälfte des Preises erstatten, Lufthansa Nettopreise von 50 Euro (Europa) und 200 Euro (Naher Osten) aufrufen.

Wie verhalten sich Kunden jetzt am besten, wenn ihr Flug ausgefallen ist?

Eine Stornierung ist nicht nötig, da die Airline alle Flüge von sich aus annulliert hat. Um einen Ersatzflug müssen sich Passagiere bemühen. „Da die Germania auch keine Ersatzbeförderung anbieten kann, müssen sich die Fluggäste nun selbst um eine Weiterbeförderung kümmern und diese Kosten auch selbst bezahlen“, sagt Fischer-Volk. Auch hier könne es nur leise Hoffnung auf Entschädigung geben: „Gezahlte Ticketpreise fallen in die Insolvenzmasse. Die selbst verauslagten Kosten einer Ersatzbeförderung sowie Entschädigungszahlungen nach der EU-Fluggastrechte-VO müssen später an die Insolvenztabelle angemeldet werden.“

Ist es eine gute Idee, jetzt die Airline zu kontaktieren?

Davon rät Fischer-Volk klar ab: „Das würde ich nicht machen, denn sämtliche Entscheidungen trifft ab jetzt der Insolvenzverwalter.“

Wie viele Passagiere sind betroffen?

Genaue Zahlen hat Germania nicht veröffentlicht. Pro Jahr flogen allerdings über vier Millionen Passagiere mit der Airline. Nicht betroffen sind die Schweizer Germania Flugbetrieb AG und der Bulgarian Eagle.

Wie geht es mit den Mitarbeitern weiter?

„Das weiß nur der Insolvenzverwalter“, sagt Fischer-Volk. Rund 8000 Mitarbeiter sind betroffen und wurden informiert. Bereits im vergangenen Monat hatte es Verzögerungen bei der Gehaltsauszahlung gegeben.

Wird es Staatshilfen für Germania geben?

Nein. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht dafür bisher keinen Anlass. „Das ist ein Anwendungsfall von Marktwirtschaft“, sagte Altmaier am Dienstag in Berlin. Erfolg und Misserfolg seien Teil der Marktwirtschaft. So habe der Staat auch nicht versucht, das Unternehmen Air Berlin zu retten. „Und die Dinge haben ihren Gang genommen, wie hier auch.“ Bei Air Berlin habe man geholfen, damit gestrandete Passagiere zurückkommen. Bei Germania gehe es um einen Fall „von viel begrenzterer Dimension“, den allermeisten Passagiere könne wohl von Veranstaltern und Reisebüros geholfen werden, über die Flüge gebucht worden seien. Innerhalb der Bundesregierung werde die Lage derzeit analysiert, betonte Altmaier, unter anderem mit Vertretern von Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium.

Welche Zielgruppe hatte die Airline?

Germania bewegte sich „preislich im Mittelfeld“, wie Fischer-Volk einschätzt. Sie flog 60 Ziele an. Darunter waren einerseits Ferienorte in Spanien und Griechenland, andererseits aber auch viele Ziele in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten. Beispielsweise flog Germania nach Israel und in den Irak.

Mit Material von dpa.

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