Russischer Ölkonzern Schröder in Aufsichtsrat von Rosneft gewählt

St. Petersburg · Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder ist in den Aufsichtsrat des größten russischen Ölkonzerns Rosneft gewählt worden. Das meldete die russische Agentur Interfax am Freitag aus St. Petersburg.

 Gerhard Schröder bei der Aktionärsversammlung von Rosneft.

Gerhard Schröder bei der Aktionärsversammlung von Rosneft.

Foto: dpa, tba

Im Bundestagswahlkampf hatte es Kritik daran gegeben, dass Schröder bei dem von der EU mit Sanktionen belegten Konzern anheuert. Er selbst hat dies zu seiner Privatsache erklärt. In Berlin protestierten am Freitag mehrere Aktivisten gegen Schröders Berufung in das Rosneft-Gremium. Rosneft wird vom russischen Staat kontrolliert.

Die Freundschaft Schröders mit Putin reicht weit in seine aktive Zeit als Bundeskanzler zurück. Ob beim gemeinsamen Spaziergang mit dem starken Mann Russlands und dessen Hunden an der Schwarzmeerküste oder bei edlen, diskreten Tafelrunden in Putins Heimatstadt St. Petersburg, zu denen sich im August einmal auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel gesellte — Schröder machte nie einen Hehl aus seiner Männerfreundschaft mit dem russischen Präsidenten.

Lob für Schröders Kuschelkurs mit dem mächtigen Herrscher im Kreml kommt ausgerechnet von der rechtspopulistischen AfD. "Deutschland muss ein elementares Interesse an guten und partnerschaftlichen Beziehungen zu Russland haben", erklärt AfD-Vorstandsmitglied Georg Padzerski.

Das entspricht ganz der Verteidigungslinie Schröders: "Ich glaube, aus ökonomischen wie politischen Gründen, dass es nicht vernünftig ist, unseren größten Nachbarn Russland ökonomisch und politisch zu isolieren." So schloss er sich kürzlich auch russischer Kritik an der Bundeswehr-Präsenz im Baltikum an. Auch bei den Nato-Verbündeten horchte man auf, als der Altkanzler dies ein "vollkommen falsches Signal" nannte.

Bereits in seiner Amtszeit als Bundeskanzler war der SPD-Politiker wegen seiner engen Verbindungen zu Russland kritisiert worden. Vehement setzte er sich damals etwa für den Bau der North-Stream-Pipeline für den Transport russischen Erdgases durch die Ostsee nach Deutschland ein — zum Ärger der damit umgangenen Polen und Ukrainer.

Doch auch politische Äußerungen sorgten damals schon für Kopfschütteln, etwa als Schröder Putin als "lupenreinen Demokraten" bezeichnete oder den Ablauf des international als "Wahlfarce" kritisierten Urnengangs in der Kaukasusrepublik Tschetschenien lobte, der die zuvor abtrünnige Kaukasusrepublik wieder unter die Kontrolle des Kremls führte.

Inzwischen stößt Schröders Verhalten in Deutschland überwiegend auf Entsetzen. Ihm sei wohl "der außenpolitische Kompass verloren gegangen", sagt der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt nannte das Verhalten des Altkanzlers kürzlich einen "Affront gegenüber der EU" und "ein veritables Problem für Deutschland".

Martin Schulz hatte sich im Wahlkampf genötigt gesehen, sich mit den Worten "Ich würde das nicht tun" vorsichtig von dem Rosneft-Engagement seines Parteifreunds zu distanzieren - ein Schritt, dem sich Gabriel ausdrücklich nicht anschloss.

(rent)
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